nsterblichkeit
Die Lick-Sternwarte hat es Boltzmann angetan: Ich habe lange überlegt,
was merkwürdiger ist, daß in Amerika Millionäre Idealisten, oder daß Idealisten
Millionäre sind. Glücklich das Land, wo Millio-näre ideal denken und Idealisten
Millionäre werden! Der Seligpreisung folgt die kleine Ernüchterung, daß der munifizente Lick sich doch auch
eine Gegenleistung ausbedungen, ganz schlecht weg: etwas gekauft hatte, was gar
nicht so marktgängig ist, zumal wenn man aus der Metaphysik ausscheiden mußte:
Unsterblichkeit. Im Inneren des riesigen Pfeilers, der das Riesenteleskop von
28 Zoll trägt, hat sich der Sternwartenstifter beisetzen lassen. Boltzmann nimmt
nicht die Attitüde der Geldverächter in seiner Disziplin an, läßt den gekauften
Nachruhm als Monument im Wortsinne zur Nachfolge im Förderungswillen großer
Zwecke gelten: Ich durchschaue ihn. Er wußte gewiß, daß es für ihn gleichgültig
ist, wo seine Gebeine ruhen; aber der Welt wollte er ein sinnfälliges Zeichen
geben, was das letzte Ziel eines Millionäres sein soll. Fürwahr! Er hat sich
für sein Geld die Unsterblichkeit gekauft. Boltzmann ist, wie es noch ganz
zu Recht in einer Phase des unbeschleunigten Fortgangs der Wissenschaften anzunehmen
war, von der langfristigen Spitzenstellung eines so gewaltigen Geräts der Ausschau
ins Universum überzeugt und nicht zurückgehalten von der Skepsis, daß es auch
auf dem Felde erwerbbarer Unsterblichkeiten eben infolge der Nachwirkung großer
Beispiele und ›sinnfälliger Zeichen‹ eine gewisse Überfüllung geben könnte,
verbunden mit der unvermeidlichen Wertminderung jeder einzelnen dieser rechtmäßigen
Unsterblichkeiten. Auch daß der Wandel der Wertungen den Zudrang zum wissenschaftlichen
Mäzenatentum schwächen und mit der Stiftung von Kunstsammlungen und zugehörigen
Museen noch Dauerhafteres erhofft werden könnte. Auch Boltzmann unterscheidet
im Plural der Unsterblichkeiten die ästhetischen von den theoretischen, nicht
ganz zum Vorteil dieser: Freilich die Begeisterung, die man um Geld bekommt,
ist nur eine Begeisterung zweiter Güte; die Liebe, die man um Geld bekommt,
nicht einmal dritter Güte; aber einen Steinwayflügel bekommt man um Geld, eine
Amatigeige, einen Böcklin und nun auch die Unsterblichkeit. Warnung vor allem,
keinen Standpunkt außerhalb der realistischen Bedingungen von Lebensformen
und -leistungen zu suchen, von dem aus sich das unentbehrliche ›Mittel der
Mittel zu Zwecken‹ verachten ließe.
- (
blum2
)
Unsterblichkeit (2) Gilgamesch begriff, daß der Alte keine Formel besaß, die er ihm geben konnte. Er war unsterblich, aber nur durch die einzigartige Gunst der Götter. Was Gilgamesch suchte, würde er nicht diesseits des Grabes finden.
Bevor er sich verabschiedete, teilte der Alte dem Helden mit, wo er einen Seestern mit Rosendornen finden könne. Die Pflanze gewährte dem, der sie genoß, neue Jugend! Gilgamesch erhielt sie auf dem Grund des Ozeans, doch als er von seiner Anstrengung ausruhte, raubte eine Schlange sie ihm, fraß sie, entledigte sich ihrer alten Haut und gewann die Jugend wieder.
Gilgamesch gewahrte, daß sein Schicksal nicht vom Schicksal der übrigen Menschheit
abwich und kehrte nach Eresch zurück. - Babylonische Erzählung aus dem
zweiten Jahrtausend vor Christi Geburt, nach (
bo4
)
Unsterblichkeit (3) Vielleicht wurde Achilleus
in der Tiefe des Meeres geboren und von der Mutter auf die Küste gesetzt,
wohin er sich später so oft begab, um sie zu rufen. Der Name Achilleus ist mit
Namen von Flußgöttern, in der Tiefe des Wassers lebenden Wesen, wie Acheloos
und Acheles, nächst verwandt. Man fabelte bei ihm auch von einem Namenwechsel:
er soll früher Ligyron, »der mit heller Stimme«, geheißen haben. Man erfand
Verschiedenes, um das Natürliche zu begründen, daß Thetis ihr eigenes Element
dem fruchtbaren Boden von Phthia vorzog. Peleus soll sie beleidigt
haben. Oder sie versuchte ihre Kinder - denn nach diesen späten Erzählern gebar
sie mehrere - so zu erproben, ob sie unsterblich seien, daß sie sie in einen
Kessel voll Wasser warf. Sie wollte sie unsterblich machen wie Demeter den Demophoon
und hielt sie ins Feuer. Sie gingen alle zugrunde daran,
nur den Achilleus rettete Peleus. Thetis aber zürnte wie Medeia, daß sie in
ihren geheimen Handlungen gestört wurde. Eine ältere, wenn auch nicht ganz alte
Erzählung scheint es zu sein, daß die Göttin ihren Sohn in den Styx, den unterweltlichen
Fluß, tauchte. Dadurch sei Achilleus unverwundbar jgeworden, bis auf die Ferse,
an der ihn seine Mutter gehalten hatte. Den fast unsterblich gemachten Sohn
verließ sie aber dann auch. Peleus brachte den Knaben zu Chiron, und der Kentaur
ernährte ihn in seiner Höhle mit den Eingeweiden
von Löwen und Ebern und mit dem Mark von Bären.
-
(
kere
)
Unsterblichkeit (4) Jedem Menschen ist das Streben
nach Lust eigen, die entweder in der geschlechtlichen
Befriedigung, in der Sättigung oder im Eigentumserwerb
zu finden ist. Aber nur das, was nicht auf dem Wege zur Lust liegt, führt zur
Unsterblichkeit. Alle Systeme, die zur Unsterblichkeit
führen, laufen letztlich auf die eine Regel hinaus: Tu immer nur das, was
du nicht möchtest, denn jeder Mensch möchte immer entweder sich sättigen
oder seine geschlechtlichen Bedürfnisse befriedigen oder Eigentum erwerben oder
mehr oder weniger alles auf einmal. Interessant, daß die Unsterblichkeit immer
im Zusammenhang mit dem Tod steht oder von den verschiedenen religiösen Systemen
entweder als ewige Lust oder als ewiges Leid oder als ewiges Ausbleiben von
Lust und Leid interpretiert wird. - (
charms
)
Unsterblichkeit (5) Sufrah umschrieb einen Kreis und rief seine Worte aus: und die Erde erbebte und öffnete sich, und eine Marmorplatte mit einem ehernen Ring wurde sichtbar. Er ergriff den Ring, zugleich sprach er dreimal den Namen Salomon aus. Sogleich hob sich der Stein, und Sufrah stieg eine enge Treppe hinab in ein Erdgeschoß.
Zwei Feuerhunde stürzten aus zwei einander gegenüberliegenden Grotten und spien gekreuzte Flammen. Doch Sufrah nannte den gewaltigen Namen, und die grimmigen Hunde wurden unsichtbar. Dann stieß er auf eine Eisentür, die sich lautlos in ihren Angeln drehte, sowie er daran rührte. Er kam durch einen Gang im Porphyrgestein. Siebenarmige Leuchter spendeten dort ihr ewiges Licht. Am Ende des Ganges war ein viereckiger Saal mit Wänden aus Jaspis. In der Mitte strahlte ein goldnes Becken helle Glut. Auf einem Lager aus einem einzigen Demantstein, einem Block gefrorenen Feuers, lag hingestreckt eine greise Gestalt, mit weißem Bart und gekrönter Stirn. Neben dem König ruhte ein zarter Leib, verdorrt, die Hände noch ausgestreckt nach den seinen, doch die Glut der Küsse war erloschen. Und an der herabhängenden Hand des Königs Salomon sah Sufrah das große Siegel glänzen.
Er näherte sich auf seinen Knien, und als er kriechend an das Bett gelangt war, hob er die runzlige Hand und ließ den Fingerring in die seine gleiten.
Alsogleich erfüllte sich die dunkle Zauber-Verheißung. Der Unsterblichkeitsschlaf
des Königs Salomon wurde gestört. Binnen einer Sekunde kräuselte sich sein Leib
und schrumpfte zu einer kleinen Handvoll bleichen glatten Beins, das die zarten
Hände der Mumie noch zu schützen schienen. Sufrah indes, niedergeworfen von
der Kraft des Roten Zeichens im Hause des Todes, erbrach in einer Welle all
sein Lebensblut und fiel in den Schlummer der irdischen Unsterblichkeit. Mit
dem Siegel des Königs Salomon an seinem Finger lag er hingestreckt vor dem demantnen
Lager, bewahrt vor dem Verfall auf undenkliche Jahre, an dem abgetrennten Ort,
den er in dem Zeichen der Gefangenschaft aufgefunden hatte. Die eiserne Tür
fiel zu vor dem Gange im Porphyr, und die Feuerhunde bewachten von Stund an
den unsterblichen Geomanten. - Marcel Schwob, Der Roman der
zweiundzwanzig Lebensläufe. Nördlingen 1986 (Krater Bibliothek, zuerst 1896)
Unsterblichkeit (6) Die Unsterblichkeit ist
nicht Jedermanns Sache. - Kurt Schwitters
Unsterblichkeit (7)
Herr, vom Himmel nieder in das Meer
Rast der große gelbe Strom in betäubendem Schwung.
Keine Welle weiß von einer Wiederkehr.
Herr, den Spiegel her: dein Schädel ist alt — nur deine Seufzer sind jung...
Noch am Morgen glänzten deine Haare wie schwarze Seide,
Abend hat schon Schnee auf sie getan.
Wer nicht will, daß er lebendigen Leibes sterbend leide,
Schwinge den Becher und fordre den Mond als Kumpan.
Schmeiß die Taler zum Fenster hinaus, es wird sie schon wer zusammenschippen.
Im Schlafe fällt kein Vogel aus dem Nest.
Heute will ich auf einen Hieb dreihundert Becher kippen!
Schlachtet den Hammel und sauft und freßt!
Glockenton am Morgen, Trommel im Krieg, Reis im Haus sind entbehrlich —
Ach, Brüder, laßt uns auf einen Rausch, der kein Ende nimmt, hoffen!
Vergangenheit ist tot. Die Zukunft ungefährlich.
Unsterblich nur ist Li Tai-pe - wenn er besoffen.
- Li Tai-pe, Nachdichtung von
Klabund
Unsterblichkeit (8) „Ich möchte ein Verbrechen
erfinden," sagte Clairwil, „das aus sich selbst neue gebiert, so daß es,
ob ich schlafe oder ob ich nicht mehr bin, keine Sekunde gibt, wo ich nicht
der Grund irgend einer Untat wäre, so daß daraus das allgemeine Verderben
entstände. Und ich auch nach meinem Tode dadurch weiter leben würde." -
(just)
Unsterblichkeit (9) Gemäß Ge Hong, einem daoistischen Alchemisten aus dem 4. Jahrhundert: Diejenigen, die Unsterblichkeit begehren, müssen das absolut Wichtige perfektionieren. Das beinhaltet das Bewahren von Jing, das Kreisen von Qì und das Nehmen der besten Medizin. Die sexuellen Künste befassen sich mit der ersten Regel, das Jing zu bewahren, was beinhaltet, es zum Gehirn zu schicken. Um das Jing
zum Gehirn zu bringen, muss der Mann die Ejakulation während des Sex
zurückhalten. Gemäß den Daoisten wandert der Samen entlang des
Rückgrats und ernährt das Gehirn, anstatt den Körper zu verlassen. Jede
sexuelle Enthaltung verhindert, dass Yin und Yang sich gegenseitig
beeinflussen. Ein Mann musste daher oft Sex haben. Mit korrekt
ausgeführtem Sex könne eine Person schließlich Unsterblichkeit
erlangen.
-
Wikipedia
Unsterblichkeit (10) Ich weiß nicht, warum ich
dies alles aufschreibe. Ich erwarte doch nichts von den Menschen oder von mir
selber. Ich kenne mich und die Menschen bis zum Überdruß
und hoffe nur, daß er, mein einziger Freund, mir endlich Ruhe gönnt.
Manchmal gehe ich zur Kirche und spreche mit ihm. Er hört mich nicht, ich habe
seine Sprache verlernt. Einmal, in Santiago de Compostela — die Türme der Kathedrale
waren noch nicht aufgeführt — beichtete ich bei einem fahrenden Priester. Von
allen Geistlichen, die mich angehört haben, schenkte er mir als einziger Glauben
und tröstete mich, ohne mich für einen Besessenen zu halten. Er riet mir, ich
solle die Gesellschaft der Menschen, meiner Brüder, aufsuchen und ihnen ihre
Sterblichkeit nicht neiden; wenn es mir möglich sei, solle ich sie heben, wie
mein Freund sie geliebt habe. Aber nein, es ist mir nicht möglich. Nichts ist
mir wichtig an den Menschen. Früher, vor langer Zeit, suchte ich sie auf, wenn
ich verzweifelte, danach aus Langeweile. Ich bin müde, ich habe fremde Sprachen
gelernt und wieder verlernt. Ich habe Wissenschaften, Alchemie und Medizin und
die Gestirne nebst ihrem Wandel in den Zeiten studiert. Ich habe mir die Botanik
der Alten angeeignet, und Emilianus Palladius Rutilius hat mir Ackerbau
beigebracht. Ich kenne jedes Tier der Erde, ja, selbst die winzigsten Insekten.
Alle Künste fesselten mich, von der Musik bis zur Dichtung, und dennoch habe
ich fast alles verlernt. Nur jene furchtbare Stunde, da mein Schicksal besiegelt
ward, kann ich nicht vergessen. Seit damals steht die Zeit für mich still. Mein
Körper altert nicht, in meinem Gesicht steht immer noch die leichte Blässe jenes
Augenblicks, da es mich traf; keine Sonne bräunt meine Haut, kein Unfall kann
mich versehren, keine Katastrophe löscht mich aus. Unwandelbar muß ich auf den
vorherbestimmten Tag warten. - Maria Esther Vásquez,
Der Auserwählte.
In: Argentinische Erzählungen. Hg. Jorge Luis Borges (Die Bbliothek von Babel
2) Stuttgart 1983
Unsterblichkeit (11) Plötzlich kam es Baubo
in den Sinn, daß Demeter von dem Raub noch
nichts wisse und wohl der Überzeugung sei, ein wildes Tier habe Köre verschlungen.
- Gewiß, das Mädchen war unsterblich, aber das schützte
sie nicht davor, von wilden Tieren gefressen zu werden, sie würde erst nach
deren Tod unversehrt dem verwesten Stoff entsteigen, oder mußte vorher ausgespien
werden, oder sonstwie aus dem Leib gestoßen; auch das sterbliche Leben hat seine
Macht. - Unsterblichkeit machte auch nicht gefeit gegen ein Versinken in Moor
und Seen, darinnen man dann gefangen saß, gegen ein Entführtwerden durch rasende
Winde, gegen betäubende Stürze oder geheimnisvollen Zauberschlaf. - Franz Fühmann, Baubo. Nach
(fue)
Unsterblichkeit (12) Fechner sagt, unser
Bewußtsein, der Mensch, sei versehen mit einer Reihe von Wünschen,
Ängsten, die nicht der Dauer
des menschlichen Lebens entsprächen. Wenn Dante sagt »N'el mezzo del cammin
de nostra vita«, so erinnert er uns daran, daß uns die Schrift siebzig Lebensjahre
zugesteht. Als er die fünfunddreißig Lebensjahre vollendet hatte, kam ihm also
diese Vision. Im Verlauf unserer siebzig Jahre (unglücklicherweise habe ich
diese Grenze bereits überschritten; ich bin schon achtundsiebzig Jahre alt)
empfinden wir Dinge, die in diesem Leben keinen Sinn ergeben. Fechner denkt
an den Embryo, den Körper, bevor er den Mutterleib verläßt. An diesem Körper
gibt es nutzlose Beine, Arme, Hände, nichts davon hat einen Sinn; es kann nur
in einem späteren Leben einen Sinn haben. Stellen wir uns vor, mit uns geschähe
das gleiche, wir wären voll von Hoffnungen, Ängsten, Überlegungen, und nichts
davon nützte uns in einem rein sterblichen Leben. Wir brauchen das, was die
Tiere haben, und sie können auf all das verzichten, was später in einem anderen,
erfüllteren Leben sinnvoll sein könnte. Das ist ein Argument zugunsten der Unsterblichkeit.
- Jorge Luis Borges
Unsterblichkeit (13) Der Kaplan sagte zu mir: »Es
ist überhaupt keine Unsterblichkeit darzutun als die der moralischen Wesen,
bei denen sie ein Postulat der praktischen Vernunft ist. Denn da die völlige
Angemessenheit des Willens zum moralischen Gesetz, die der gerechte Schöpfer
nie erlassen kann, nie von einem endlichen Wesen zu erreichen ist: so muß ein
ins Unendliche gehender Progressus, d. h. eine ewige Dauer diese Angemessenheit
in Gottes Augen, der die unendliche Reihe überschauet, enthalten und zeigen.
Daher ist unsere Unsterblichkeit nötig.« — Jean
Paul, Das Kampaner Tal oder über die Unsterblichkeit der Seele (1797)
Unsterblichkeit (14) Gott, ich
danke Dir erneut: Jetzt habe ich auch Gesellschaft.
Sie sind mir aus dem Mund, der Nase, den Ohren, dem Nabel und dem After gekommen;
einige, sehr viel kleinere, auch aus den Augen und dem Perus. Die meisten sind
schwarz und glänzend. Leider haben sie einen üblen Geruch. Die ich gekostet
habe, schmecken nach Harz, Eisen und der Brust einer Frau. Jetzt sind sie jedenfalls
da, und mit den Größeren kann ich mich sogar unterhalten. Dem Verständigsten
— ich meine, dem, den ich so einschätzte - habe ich einige Abschnitte dieser
Schrift vorgelesen, und er hat sie gutgeheißen. Sie scheinen allerdings unsterblich
zu sein, was mich ein wenig beunruhigt. Als ich gestern aus irgendeinem Grund
in Wut geriet, habe ich einige von ihnen gegen die Wände und auf den Boden geschleudert
(jedoch nicht den Klügsten, der mir immer als Zuhörer dient). Dann habe ich
sie gegessen, damit sie nicht die Luft verpesten.
Und was haben sie getan? - Nach ein paar Minuten schlüpften sie flink und wie
Stiefelknöpfe glänzend wieder aus allen Löchern. -
Tommaso Landolfi, Cancroregina. Die Krebskönigin oder Eine seltsame Reise zum
Mond. Zürich 1997
Unsterblichkeit (15) Über die Annäherung an die Unsterblichkeit Jedem
Menschen ist das Streben nach Lust eigen, die entweder in der
geschlechtlichen Befriedigung, in der Sättigung oder im Eigentumserwerb
zu finden ist. Aber nur das, was nicht auf dem Wege zur Lust liegt,
führt zur Unsterblichkeit. Alle Systeme, die zur Unsterblichkeit führen,
laufen letztlich auf die eine Regel hinaus: Tu immer nur das, was du
nicht möchtest, denn jeder Mensch möchte immer entweder sich sättigen
oder seine geschlechtlichen Bedürfnisse befriedigen oder Eigentum
erwerben oder mehr oder weniger alles auf einmal. Interessant, daß die
Unsterblichkeit immer im Zusammenhang mit dem Tod steht oder von den
verschiedenen religiösen Systemen entweder als ewige Lust oder als
ewiges Leid oder als ewiges Ausbleiben von Lust und Leid interpretiert
wird.
-
(charms)
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