ochnäsigkeit

- (cel)

Hochnäsigkeit (2) Arme Tante! Er war grausam zu ihr, denn er weidete sich an ihrer Verwirrung, und doch kam er nicht umhin, sie zu bedauern.

Seit zehn Jahren, seit ihr Mann tot war, hatte sie sich wie ein Mann durchs Leben geschlagen. Als sie in geschäftlichen Schwierigkeiten war, hatte sie sich an Mauvoisin gewandt, und statt sie zu, retten, hatte der sie noch tiefer hineingeritten.

Von der Firma Eloi, die einst so florierte, eine der ältesten von La Rochelle, war im Grunde nur noch die Fassade übriggeblieben. Dazu Bob, der ein Tunichtgut war und manchmal drei Tage lang nicht nach Hause kam, Louise, die schielte und offenbar nicht zu verheiraten war, sowie Germaine, die am besten von den beiden weggekommen war und von der in der Stadt behauptet wurde, sie habe ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann.

Immer recht hochnäsig, hielt Gerardine dennoch Geschäft und Familie fest in der Hand, in der sinnlosen Hoffnung, ihre Brut zu retten. - Georges Simenon, Ankunft Allerheiligen. Zürich 1979 (detebe 135/14, zuerst 1941)

Hochnäsigkeit (3) Wir können nicht umhin, ein Kamel für reserviert und unfreundlich zu halten, weil es (ganz unabsichtlich und aus anderen Gründen) die «Gebärde der hochmütigen Abweisung» nachahmt, die vielen menschlichen Kulturen eigen ist. Bei dieser Gebärde wird der Kopf in Rückwärtsbewegung gehoben, so daß die Nase höher liegt als die Augen. Die Augenlider werden dann halb geschlossen, und dabei wird kurz durch die Nase ausgeatmet. «In der englischen Sprache ist das Zeitwort sniffing als Bezeichnung hochmütiger Abwehr durchaus üblich.» Es handelt sich bei dieser Gebärde, wie Lorenz zwingend argumentiert, um eine «Symbolisierung» der Abwehr aller von dem verachteten Gegenüber ausgehenden Sinnesreize». Aber das arme Kamel kann nicht umhin, seine Nase über den länglichen Augen zu tragen und sein Maul herabhängen zu lassen. Lorenz erinnert daran, daß man dem Tier auf die Ohren sehen muß, wenn man wissen will, ob es dem Beobachter aus der Hand fressen oder ihn anspucken wird. - Stephen Jay Gould, Der Daumen des Panda. Betrachtungen zur Naturgeschichte. Basel u.a. 1987

Hochnäsigkeit (4)  Als Painekura, ›der blaue Stein‹, von einem der giftigsten Skorpione gebissen wurde, als er einen Felsen umwälzte, der ihm im Wege stand, litt er große Schmerzen und war so krank, daß er selbst die kitra, seine kleine Tonpfeife, nicht mehr rauchen konnte. Als auch Umschläge von heißem Pferdeblut nichts mehr nützten, zudem die Machi aus seinem Blut ersah, daß es der Farbe nach langsam abkühle, es keine Rettung gäbe, packte ihn die Wut, und er brüllte: »Röstet mir die giftigste Viper. Ihr Gift kann nicht schlimmer sein als das, was ich im Körper habe. Die Haut legt mir roh auf die kranke Stelle, den Arm, der nun fünfmal so groß ist wie früher. Und darüber legt den Balg der giftigen Spinne, der palü. Diese Gifte werden vielleicht dem andern über sein.«

Da rösteten sie ihm die abgehäutete Viper, die er auffraß mit allen Knöchelchen; nur den Kopf aß er nicht. Die Bälge banden sie an der furchtbar geschwollenen, eitrigen Wunde fest, so fest banden sie sie darauf, daß die Schuppen sich deutlich eindrückten, so fein sie waren. Aber er wurde ganz gesund; die Schwellung ging zurück, ebenso die Eiterung, und wenn der Indianer Painekura etwas Gutes essen wollte, so ließ er sich immer eine der Vipern fangen, die die Nasen so hoch tragen, aber ausgezeichnet schmecken.  - (arauk)

Nase
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Arroganz
Synonyme