Hochruf   «Vivat, es gilt eins auf die Gesundheit aller ehrlichen Hundsfütter!»

Zu solcher Gesundheit strich der Torwärter auf allen vier Saiten zugleich tapfer Lärmen, und ich sättigte mich wacker mit der geräucherten Zunge, welche zum Branntwein besser schmeckte als gebratene Hufnägel. Endlich zogen wir die Wämser, nach diesen die Schuh und Strümpfe aus. So oft es nur eine Gesundheit galt, schmissen wir ein Stück zu dem Fenster hinunter, bis es letztlich gar über die Hosen und Hemden herging. Also saßen wir da wie im Paradies, und ich muß auch lachen, wenn ich daran denke, wie hurtig der nackigte Torwärter im Zimmer herumgesprungen.

In solchem Springen kam die Magd zu uns, weil sie willens war, dem Herrn Geld abzufordern. Sie hatte aber die Tür kaum so bald eröffnet, als sie schon wieder zurückgeloffen, gleich als brannte ihr der Kopf samt dem Nacken. «Pfui!» sagte sie, «sind das nicht Flegel, recht abscheuliche Teufel sind sie! Springen in dem Zimmer ganz nackigt herum wie die Irrwische! Welcher Henker hat sie solche mores gelernet? Möcht sich doch ein unschuldig Mensch zu Tod ärgern! Das sind Schlingel! Das sind Bärenhäuter! Der kleine Jung macht auch mit, wie wenn er dazu verdungen und bestellet wäre. Pfui Teufel, wie wird mir so übel! Es steigt mir im Leibe auf, wie wenn ich Brücken und Capern gefressen hätte. Die ist eine Hure, die noch zwei Wochen im Schlosse bleibet. Treiben's doch die Hundsfutter wie die jungen Grasteufel mit einander! Pfui!» rief sie außer der Tür, «schämt Euch in den Arsch hinein, Herr Lorenz! Ihr wollet ein Edelmann sein und treibt solche närrische Sachen!» «Ha», antwortete Herr Lorenz, «du Hure, was geht dich mein Adel an? Komm her und lecke mich dafür im Arsche! Sagstu mir noch ein Wort, so will ich den Torwärter um dich hinausschicken, der soll dich wider deinen Willen zu uns hereinbringen.» Die Magd wollte sich noch nicht zufriedengeben, darum eilte der Torwärter hinaus und zog sie mit Gewalt mit sich hinein, allwo sie Lorenz mit unserer Hilfe fasennackigt ausgezogen und ihre Kleider gleich den unsrigen über das Fenster in den Hof hinuntergeworfen. Sie wollte schmähen und versteckte sich hinter den Ofen, aber ich mußte etliche Kannen Wasser holen, mit welchen sie Herr Lorenz wieder hervortrieb, und also sahen wir alle Lust, wie hurtig die nackigte Magd in dem Zimmer herumsprang.  - Johann Beer, Das Narrenspital. Reinbek bei Hamburg 1957 (Rowohlts Klassiker 9, zuerst 1681)

 

Huldigung

 

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