reßgier
Als Stubb nach beendeter Mahlzeit die Ankerwache aufsetzte und infolgedessen Quiqueg mit einem
Backsgast an Deck stieg, entstand unter den Haien eine
nicht geringe Aufregung; denn die beiden hängten sogleich die Stelling, ein rahmenähnliches Holzgerüst, über die Bordwand
hinaus und fierten Laternen hinab, deren Schein langhin über die zerschlagene See schimmerte,
worauf die zwei Mann mit ihren langen Speckspaten unter den Haien ein arges
Blutbad anzurichten begannen, indem sie ihnen den scharfen Stahl tief in den
Schädel stießen, offenbar die einzige verwundbare Stelle dieser Tiere. Bei
dem gischtigen Durcheinander des Getümmels gelang es den beiden allerdings nicht
immer, ihr Ziel zu treffen, wobei dann von neuem die unglaubliche Freßgier des
Feindes an den Tag kam. Die Tiere schnappten nicht nur gierig nach den heraushängenden
Eingeweiden der andern, sie krümmten sich sogar wie Flitzbogen herum,
um ihre eigenen Eingeweide zu zerfleischen, so daß diese schließlich immer
wieder in denselben Rachen hineingewürgt und aus der klaffenden Wunde am
andern Ende herausgerissen zu werden schienen. Aber damit nicht genug. Es war
nicht einmal ratsam, der Leiche eines solchen Tieres zu nahe zu treten. Noch
in seinen Knochen und Gelenken lauerte gleichsam eine Art gattungsmäßige Lebenskraft
an sich, nachdem aus dem Einzelwesen längst alles Leben entwichen war. Ein toter
Hai, der um seiner Haut willen an Deck gehievt worden war, brachte den armen
Quiqueg beinahe um eine Hand, als er den mörderischen Kiefer des verendeten
Tiers zuklappen wollte.
«Ganz gleich, was für ein Gott den Hai erschaffen hat, ob ein Fidschi-Gott
oder ein Nantucket-Gott», meinte der Kanake, während er mit schmerzverzerrter
Miene die Hand auf und nieder bewegte, «aber der Gott, der den Hai erschaffen,
muß ein verdammter Türke gewesen sein.» -
(mob)
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