reßrausch Vom Boden steigt jener seit Monaten fast vergessene Geruch nach heißem Kräutertee und Schokolade auf, der Geruch der tropischen Vegetation und der organischen Zersetzung - ein Geruch, der mit einemmal begreiflich werden läßt, daß dies der Boden ist, auf dem der Kakao wächst, so wie manchmal in der Haute Provence der Duft eines halb verwelkten Lavendelfeldes erklärt, daß in demselben Boden auch Trüffeln wachsen. Eine letzte Unebenheit führt an den Rand einer Prärie, die steil zur Telegrafenstation von Barão de Melgaço abfällt: und schon befinden wir uns, so weit das Auge reicht, im Tal des Machado, das sich durch den amazonischen Urwald zieht; und dieser findet erst fünfzehnhundert Kilometer weiter an der Grenze von Venezuela ein Ende.

In Barão de Melgaço gab es grüne Wiesen, umgeben von feuchtem Wald, in dem die kräftigen Trompetenrufe des jacu, des Hundevogels, widerhallten. Zwei Stunden Jagd genügten, um mit Wild beladen ins Lager zurückzukehren. Wir wurden von einer Art Freßrausch gepackt; drei Tage lang beschäftigten wir uns ausschließlich mit Kochen und Essen. Von nun an sollte es uns an nichts mehr fehlen. Die sorgsam gesparten Vorräte an Zucker und Alkohol schrumpften zusammen, während wir gleichzeitig die Spezialitäten des Amazonas versuchten: vor allem die tocari, die brasilianischen Nüsse, deren geriebenes Mark die Saucen zu einer weißen und öligen Creme verdickt. Hier die einzelnen Posten jener gastronomischen Übungen, wie ich sie in meinen Aufzeichnungen wiederfinde:

- Kolibris (die auf portugiesisch beija-flor heißen, Blumenküsser), am Spieß gebraten und mit Whisky flambiert;
- gegrillter Krokodilschwanz;
- gebratener Papagei, mit Whisky flambiert;
- jacu-Teile in einem Kompott aus Früchten der assaï-Palme;
- Ragout aus mutum (eine Art wilder Truthahn) und Palmenknospen mit Pfeffer in Tocari-Sauce;
- gebratener jacu, karamelisiert.  - (str2)

Fressen Rausch
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