Frauenverprügeln   Mögliche Verehrer der Kastigatoren sind jene entarteten Wesen, die ihre Frauen verprügeln: mit diesen Apparaten können sie kostbare Zeit sparen. Wir erinnern uns noch gut an jenen ehrenwerten und braven Mann, den Beroalde de Verville gepriesen hat und der, von den Theologen dazu angestiftet, seiner Frau »mit Hilfe der Heiligen Schrift Vorhaltungen« zu machen, kein frömmeres Werk zu begehen glaubte, als sie »mit einem dicken, mit Eisenbeschlägen und Nägeln verzierten Neuen Testament« zu verprügeln. Übrigens dürfen wir in diesem Zusammenhang noch darauf hinweisen, daß Prügel in gewisser Hinsicht den ehelichen Liebesdienst ersetzen können, falls man sich aus irgendeinem Grunde dazu nicht in der Lage fühlt oder daran gehindert ist. Denn was sind die Werke des Fleisches anderes als eine innere Verprügelung?   - Alfred Jarry, Die grüne Kerze. Spekulationen. Frankfurt am Main 1993

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Frauenverprügeln (6)  ». . . Ich schlug nur zweimal mit der Reitgerte zu; es war überhaupt nichts zu sehen ... Halten Sie mich bitte nicht für zynisch; ich weiß ja ganz genau, wie abscheulich das von mir war, und so weiter; ich weiß aber auch ebenso sicher, daß sich Marfa Petrowna über meinen Ausbruch, wenn ich so sagen darf, vielleicht sogar freute. Die Geschichte mit Ihrer Schwester war bis zum letzten ausgeschöpft. Marfa Petrowna mußte nun schon den dritten Tag zu Hause sitzen; sie hatte nichts, womit sie sich in der Stadt hätte wichtig machen können, und dort war sie auch allen schon mit diesem Brief auf die Nerven gefallen - Sie haben gewiß von der Verlesung des Briefes gehört? Da kamen diese beiden Schläge mit der Reitgerte wie ein Geschenk des Himmels! Das erste war, daß sie den Wagen anspannen ließ! ... Ich rede gar nicht davon, daß es Frauen manchmal äußerst angenehm ist, beleidigt zu werden, trotz, aller zur Schau getragenen Entrüstung. Das kommt bei allen Menschen vor; jeder Mensch Hebt es überhaupt ungemein, beleidigt zu werden; haben Sie das schon bemerkt? Aber für die Frauen trifft das ganz besonders zu. Man kann sogar so weit gehen zu sagen, daß das ihr einziges Vergnügen sei.«

Für einen Augenblick hatte Raskolnikow aufstehen, das Zimmer verlassen und damit dem Gespräch ein Ende machen wollen. Aber eine gewisse Neugier und sogar eine Art Berechnung hielten ihn zurück.

»Prügeln Sie gerne?« fragte er zerstreut.

»Nein, nicht sehr!« antwortete Swidrigailow ruhig. »Und Marfa Petrowna habe ich fast nie geprügelt. Wir kamen sehr gut miteinander aus, und sie war immer mit mir zufrieden. Zur Peitsche habe ich in all den sieben Jahren unserer Ehe nur zweimal gegriffen - wenn ich ein drittes Mal nicht einrechne, über welchen Fall man sehr geteilter Meinung sein kann. Das erstemal habe ich sie zwei Monate nach unserer Heirat verprügelt, gleich nach der Ankunft auf unserem Gut, und jetzt war es das zweitemal. Und Sie dachten schon, ich sei ein Unmensch, ein Reaktionär, der es mit der Leibeigenschaft hält? Hehe ... Erinnern Sie sich übrigens, Rodion Romanowitsch, wie bei uns vor einigen Jahren, zur Zeit einer heilsamen Aktivität der Presse, ein Adliger in aller Öffentlichkeit und in sämtlichen Zeitungen an den Pranger gestellt wurde? Seinen Namen habe ich leider vergessen. Er hatte eine Deutsche im Eisenbahnabteil durchgeprügelt, entsinnen Sie sich? Im selben Jahr, wie mir scheint, ereignete sich auch die abscheulichste Tat des Jahrhunderts - nun, die Ägyptischen Nächte von Puschkin, erinnern Sie sich? Es war eine öffentliche Lesung. Schwarze Augen! ... Oh, wohin bist du entschwunden, goldene Zeit unserer Jugend! - Nun also, meine Meinung ist: mit jenem Herrn, der die Deutsche verprügelte, habe ich kein besonders tiefes Mitgefühl, weil das wirklich und wahrhaftig ... Was soll man mit ihm fühlen? Aber trotzdem kann ich es mir nicht versagen zu erklären, daß einem manchmal so aufreizende deutsche Weiber über den Weg laufen, daß es, scheint's, keinen einzigen Fortschrittler gibt, der völlig für sich einstehen könnte. - Fjodor M. Dostojewskij, Schuld und Sühne. München 1987 (zuerst 1866)

 

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