nteressenbekundung
Die alte Sage von den Russen: daß die Weiber ihre Ehemänner im Verdacht hielten,
es mit anderen Weibern zu halten, wenn sie nicht dann und wann von diesen Schläge
bekämen, wird gewöhnlich für Fabel gehalten. Allein in Cooks Reisen findet man;
daß, als ein engl. Matrose einen Indier auf Otaheite sein Weib mit Schlägen
züchtigen sah, jener den Galanten machen wollte und mit Drohungen auf diesen
losging. Das Weib kehrte sich auf der Stelle wider den Engländer; fragte, was
ihm das angehe: der Mann müsse das tun! - - Eben so wird man auch finden, daß,
wenn das verehlichte Weib sichtbarlich Galanterie treibt, und ihr Mann gar nicht
mehr darauf achtet, sondern sich dafür durch Punsch- und Spielgesellschaft,
oder andere Buhlerei schadlos hält, nicht bloß Verachtung sondern auch Haß
in den weiblichen Teil übergeht: weil das Weib daran erkennt, daß er nun gar
keinen Wert mehr in sie setzt, und seine Frau anderen, an demselben Knochen
zu nagen, gleichgültig überläßt. - Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer
Hinsicht (zuerst 1798/1800)
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