rauenverehrung
Die Verehrung einer Frau ohne stehendes Glied, nur im Gebet
hat eine unendliche Todesqual zur Folge. Das ist das Leiden der Spießer, daß
es nicht zu Ende geht. Sie machen aus der Welt ein Unterhosengummiband. Sie
stehen am Fenster und zählen die Sterne, aber die ewige Frau, die sich die Sterne
nur um den Kopf garniert, liegt im Bett und will dich ins Ohr beißen. Sie überkommt
mich und flüstert mir unter ihrem Haar zu, daß ich an keiner geistigen Verirrung
leide. Und ich spüre sie, bei Gott ich spüre sie wie ich niemals etwas gespürt
habe. Ich verschwinde gehe rund und erzeuge. Was sie für einen Hügel hat fast
wie ein Bügel. Ich ficke in ein glühendes Ofenloch, Flammen züngeln heraus und
ich schmelze wie ein Steckerleis. Wie ein Säugling gleite ich im Schleim entlang.
Ich tobe wie ein Sperma. Sie sagt: Geh nach Norden, dort vögeln wir wieder.
So sehnt es mich nach der Mutter Gottes Tag und Nacht. Hast du mit ihr eine
Stunde geschlafen und wirst du am Morgen wach, so bist du allein und frei, sie
ist die perfekte Hure. - Herbert Achternbusch, Die Stunde des
Todes. Frankfurt am Main 1975
Frauenverehrung (2)
Halten Sie mich bitte nicht für einen Frauenhasser, wenn ich hin
und wieder gegen sie ein Donnerwetter loslasse. Sich gelegentlich abzureagieren
gehört im Laufe des Lebens dazu und schadet niemandem. Ich verehre die Frauen,
aber ich reiße ihnen auch die Maske vom Gesicht: sie sind die Anarchistinnen,
die die Zivilisation ins Wanken bringen. Glauben Sie mir, wenn wir alle auf
die kleinen Dinge achten, wird diese chaotische Welt wenigstens den Anschein
einer Ordnung haben. Die Frauen stellen dabei das große Hindernis dar, sie sind
Zigeunerinnen, die nicht einmal die vier Mahlzeiten respektieren, die das menschliche
Wesen benötigt. Was mich in meinem Ärger noch bestärkt: Ich sage mir, daß hinter
derartiger Enthaltsamkeit weniger Vergeistigung steckt als die Furcht vor dem
Dickwerden, und ich entsinne mich, daß ich eine andere dieser weiblichen Mäßigkeitsapostel
(eine wahre Hohepriesterin des leeren Magens, die mich mehrere Abende lang nichts
Handfesteres zu mir nehmen ließ als einen Tee mit Zitrone) eines frühen Morgens
dabei ertappte, wie sie mit der Gier eines Tigers neben dem Kühlschrank ihr
Karamelcremeröllchen verschlang. - Adolfo Bioy Casares, Liebesgeschichten.
Frankfurt am Main 1989
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