pitzname  Fräulein von Entragues hatte von Bassompierre einen Sohn, der lange «Abbé von Bassompierre» genannt wurde, er ist der heutige Herr von Xaintes. Sie gedachte Bassompierre dazu zu zwingen, sie zu heiraten; die Angelegenheit ging ans Parlament von Rouen, wo er seinen Prozeß gewann. Bertinières plädierte für ihn: dieser war ein Mann, der behauptete, er wisse gar nicht, was das sei, bei einer öffentlichen Rede den Faden zu verlieren, und daß es nichts gebe, was in der Lage wäre, ihn zu erschüttern. Der Marschall war ihm behilflich, die Zustimmung des Hofes für das Amt des Obersten Anklägers beim Parlament von Rouen zu erhalten, und er verschaffte es ihm für zwanzigtausend Taler. Als sie nach der Rückkehr von Rouen Bautru ihren Sohn zeigte und fragte: «Ist er nicht hübsch?», gab Bautru zur Antwort: «Ja, aber seit Eurer Rückkehr von Rouen finde ich ihn ein wenig aus der Art geschlagen.» Sie ließ nicht davon ab, wie sie es auch jetzt noch tut, sich «Frau von Bassompierre» zu nennen. «Mir ist es ebenso recht», sagte Bassompierre, «wenn sie schon einen Spitznamen annehmen will, wenn sie diesen nimmt statt eines anderen.» Er war damals noch nicht Marschall; danach sagte man zu ihm: «Sie läßt sich nicht Marschallin von Bassompierre nennen.» - «Das will ich wohl glauben», sagte er ziemlich abgeschmackt, «ich habe ihr seither ja auch keine Prügel mit dem Stab mehr gegeben.» - (tal)

Spitzname (2) Es ist Sitte bei den internationalen Landstreichern, daß jeder seinen Spitznamen bekommt. Der schöne Leo war gar nicht schön; im Gegenteil, er hatte das Gesicht eines altgewordenen Schmierenkomikers. Er war ein ungeheurer Raufbold, verprügelte aber grundsätzlich nur Frauen. Diejenigen Weiber, denen dieses Glück geschah, durften eine Zeit lang seine Geliebte sein und für seinen Lebensunterhalt sorgen, und von den andern Landstreichern wagte sich keiner an diese Frauen heran. Der schöne Leo putzte prinzipiell keine Schlösser, sondern ließ es nur seine Schicksen tun. - (szi)

Spitzname (3) Croniamantals Ruhm ist heute weltweit. Hundertdreiundzwanzig Städte in sieben Ländern und vier Erdteilen raufen sich um die Ehre, die Geburt dieses vielgepriesenen Helden erlebt zu haben. Ich werde später versuchen, diese wichtige Frage zu klären.

Alle diese Völker haben den wohlklingenden Namen Croniamantal mehr oder weniger abgeändert. Die Araber, die Türken und andere Völkerschaften, die von rechts nach links lesen, haben ihn, wie zu erwarten, Latnamainorc ausgesprochen, doch die Türken nennen ihn seltsamerweise Pata, was je nachdem Gans oder männliches Organ bedeutet. Die Russen geben ihm den Beinamen Viperdok, das heißt: furzgeboren. Wir werden im weitern den Grund dieses Spitznamens kennenlernen. Die Skandinavier oder zumindest die Dalekarlier nennen ihn mit Vorliebe auf Lateinisch quoniam; das heißt weil, bezeichnet jedoch oft das Gemächte in den volkstümlichen Geschichten des Mittelalters.

Man sieht, die Sachsen und die Türken legen hinsichtlich Croniamantals dasselbe Gefühl an den Tag, indem sie ihm gleichbedeutende Beinamen beilegen, deren Ursprung aber noch unzulänglich erklärt ist. Man nimmt an, es handle sich um eine euphemistische Anspielung auf den Befund, der in dem medizinischen Gutachten des Marseiller Arztes Ratiboul über den Tod Croniamantals zu lesen war. Nach diesem amtlichen Dokument waren Croniamantals sämtliche Organe gesund, und der Gerichtsarzt fügte, wie seinerzeit der Gerichtsarzt Henry bei Napoleon, auf Lateinisch hinzu: partes viriles exiguitatis insignis, sicut pueri.

Übrigens gibt es Länder, in denen die Kenntnis der croniamantalesken Männlichkeit vollkommen abhanden gekommen ist. So nennen ihn die Neger in Moriana Tsatsa oder Dzadza oder auch Rsussur, also mit lauter weiblichen Namen, denn bei ihnen ist Croniamantal weiblich. - Guillaume Apollinaire, Der gemordete Dichter. O.O., ca 1987 (zuerst 1916)

Spitzname (4) »Wie dem auch sein mag, deine gute Mutter zog mich, um besser bekannt zu werden, von einer Mauer in Shepherd's Bush herab (denn unsere Höfe lagen nebeneinander), und hier«, fuhr er fort, »sei berichtet, daß sie mir nicht ins Gesicht schaute, sondern, da sie in meiner Vergangenheit etwas sah, was sie verführte, mit der Zukunft zu spielen, mir einen Schubs gab, worauf ich mich, mitsamt den weißen Ratten (ich hatte sie sehr lieb), auf ihrer Seite der Trennwand fand. ›Hintern-hoch!‹ rief sie. Ich mochte sie, ich war nie ein Zögerling. Ich ging die Sache wie ein Zimmermannslehrling an, der, nachdem er im Umgang mit der Latte über die Runden zu kommen gelernt hat, nun die feineren Schönheiten der Verbindungen schafft.

›Pumphosen-Prahler!‹ sagte sie. Jeden-Weibs-Daumen‹ und ›Viel-Felder-Vbgel‹ und noch viele weitere Stichwörter, die ich im bodenlosen Schacht meiner Erinnerung verloren habe, was ich sehr bedaure«, sagte Wendell. »Also bot ich anderes auf, faßte sie kräftig um die Hüfte und küßte sie recht hübsch. ›Pflücker-meines-Glücks‹, sagte sie, ›Versuch's-noch-mal-Thomas, Geil-dich-und-Eil-dich!‹

Nun hätte sie ein Dutzend Dinge sagen können, die mir besser gefallen hätten; es gibt einige, die ein besseres Geschöpf aus einem Mann machen, aber sie blieb auf dieser Linie, ein Straßenkehrer, der mir Wörter wie Prügel um die Ohren haut. ›Hände-weg-mein-Kippensammler‹ und ›Kindchen-fängt-selmer-zu-plempern-an‹ und ›Trau-keinem-Tand!‹ Einmal dabei aber, heulten mein Stolz und meine erdenkliche Eitelkeit zwar den Mond im Chor an, aber ich verfolgte die Sache weiter. ›Pfennig-sei-unschätzbar‹, sprach sie. ›Wieg-dich- selber- Sparpfund‹ und › Willy -Wegwenden. Hier rechnete sie kurz zusammen und keuchte dann: ›Weh-und-ach-mein-Herzensjunge, Wohin-gehst-du-fort‹ und ›Viel-Rhythmus-keine-Melodie!‹ Bis ich sie nicht mehr so gern hatte und ablassen wollte, aber doch noch hören, was diese Wendung hervorbrachte, denn jetzt würzte sie ihre Beschimpfungen. ›Kannst-du-oder-kannst-du-nicht? Willst-

du-oder-willst-du-nicht? Mach-mich-liebreich-müde, Müh-dich-und's-wird-mich-kümmern, Aufwärts-und-Vorwärts, Zöger-nicht-länger‹ und ›Der-Weg~ist-dunkel-doch-kurz.‹ So«, fuhr Wendell fort und faltete die Hände im Schoß, »machte das Spiel Fortschritte, und binnen sechs Monaten hatte sie wieder gegen den Wind gedreht, wie du sogleich hören wirst. Jetzt war es ›Atl-Weiber-Aufschneider, Geh-auf-Ze-henspitzen-und-halt-Ausschau, Halt-den-Atem-an-und-kürz-den-Wind-ab, Schleich- dich- an -und-schnapp-es- dir, Schneller-Abwasch-aller-Dirnen, Keines-Weibes-Beute-auf-ewig!‹ usw., usw. So schwoll die Tirade an, das Leben aber«, sagte Wendell, »läßt selbst die Raserei eines Weibes ermüden und sich legen. Nun seufzte sie, wo sie gewütet hatte: ›Mister-Keine-Wandlung-zum-Bessern, Mister-Desto-Schlimmer« und ›Zwei-im-Bett-macht~vier-im-Haus‹ und ›Vier-im-Haus-sind-acht-Augen-zum-Weinen!‹ Doch gelegentlich stieg ihre Entrüstung in dichten Wolken auf, und luftschnappend: ›Boxer-Tierchen, Lanzenschaft-vom-ausgetrockneten-Sack, Bettlägeriger-Berty‹ und ›Zitzen-besoffener-Tom‹! Doch wie heillos ist die Laune des Weibes, denn gelegentlich murmelte sie: ›Süßer-Bohrer und Holdes-Unheil!‹ Schließlich leben Mann und Weib es dann bis zum bitteren Ende aus«, sagte er und nahm die Hände auseinander, »einen der beiden Wege schlägt das Herz ein, und es geht, langsam aber sicher, in eine dieser beiden Richtungen - Weisheit oder Religion -, und so wählte sie die Weisheit und nannte mich den ganzen Tag lang nur noch ›Oh!‹ und ›Ach!‹, außer in Zeiten wahrhafter Besorgnis, und wie meinst du, hat sie mich da genannt?«

»Ich weiß nicht«, sagte sein Publikum. »›Wendell‹, einfach ›Wendell‹«, antwortete er, »denn alle Dinge hören auf, wo sie angefangen haben, Schwanz im Maul, wie jene Fischchen, die man den sauberen Schlemmern serviert.«   - (ryder)

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