Die Sommersonne foltert fürchterlich Lustmörder lauern. Haftend hart und heiß Und von des Lebens fadem Einerlei |
- Friedrich Wilhelm Wagner, Jungfraun platzen
männertoll. Siegen 1986 (Vergessene Autoren der Moderne XXI, zuerst 1920)
Sommertag (2)
Sommertag (3) Kaum hatte der Hahn gekräht, sprang Timofej durch die Luke aufs Dach und jagte allen, die gerade auf der Straße gingen, einen Schreck ein. Bauer Chariton blieb stehen, hob einen Stein auf und warf ihn nach Timofej. Timofej verschwand. »Schlaues Aas!« rief die Menschenherde, und ein gewisser Subow rannte mit voller Wucht gegen die Hauswand. »Eije!« kreischte ein Weib mit geschwollener Backe. Doch Komarow machte dem Weib Beine, und kreischend flüchtete es in ein Tor. Fe-teljuschin kam vorbei und lachte. Komarow ging auf ihn zu, sagte: »He, du Speckwanst!« und gab ihm einen Fausthieb in den Bauch. Feteljuschin lehnte sich an die Wand und bekam den Schlucken.
Romaschkin spuckte von oben aus dem Fenster nach
Feteljuschin. Im selben Moment ging ein dicknasiges Weib auf sein Kind
mit dem Zuber los. Und eine stramme junge Mutter nahm ihr niedliches
Töchterchen beim Genick und rieb sein Gesicht an der Ziegelwand. Ein
mageres Hündchen lag mit gebrochenem Bein auf dem Gehsteig. Ein kleiner
Junge aß etwas aus dem Spucknapf. Am Lebensmittelladen stand eine lange
Schlange nach Zucker an. Die Weiber zankten laut und pufften sich mit
den Taschen. Bauer Chariton, der sich mit denaturiertem Sprit betrunken
hatte, stand mit aufgeknöpften Hosen vor den Weibern und gab dreckige
Sachen von sich.
So fing ein sehr schöner Sommertag an. -
(charms)
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