Staatstrauer  Dienstag die Leichenfeiern: die für Rogas in der Kirche von San Rocco, voll von Polizisten und Fahnen (armer Rogas); die für Amar im Vorhof des Hauptsitzes der Partei. Es fand noch eine dritte statt, im Justizpalast: die für Präsident Riches. Die Nation war in Trauer: aber die Stadt wirkte mit den Farben der auf Halbmast wehenden Fahnen an diesem herrlichen Sommertag eher festlich. Von Zeit zu Zeit sah man Leute sich plötzlich zusammenrotten: ordnungsliebende Bürger, die irgendeinen umringten, der trotz Bart und langen Haaren unvorsichtig genug gewesen war, auszugehen. Man mußte diesen Existenzen das Recht bestreiten, Polizisten, Richter und Vertreter der Revolutionspartei umzubringen, wenn nicht überhaupt, versteht sich, das Recht zu leben. Lynchversuche wurden unternommen; viele, und vor allem die Blondmähnigen und Bärtigen, endeten im Krankenhaus. Tote gab es keine, dank dem rechtzeitigen Eingreifen der Ordnungskräfte gegen die auf Ordnung bedachten Bürger.   - Leonardo Sciascia, Tote Richter reden nicht. Zürich 1991
 
 

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