Im oberen Stockwerk sahen wir das Bildnis des Lamas. Es zeigte einen jungen Mann mit durchscheinender weißer Haut und einer Unmenge wallenden, kastanienbraunen Haars. Er scheint sehr stolz auf sein Haar gewesen zu sein, doch als er sich in Pangboche niederließ, gehorchte er einem asketischen Impuls, schnitt es ab und warf es fort, und der Wacholder sproß an der Stelle, wo es auf den Boden gefallen war.
Dann inspizierten wir den »Skalp«. Er war identisch mit dem Exemplar in Khumjung,
außer daß er mehr Löcher aufwies. Dann sah ich, in einem Regal zusammen mit
den Zeremonienmasken aufbewahrt, zwei aus dem gleichen rötlichen Ziegenfell
angefertigte Wagenradhüte; so wurde ich in meinem Eindruck bestärkt, daß sie
alle Teil eines rituellen Kostüms waren. Der Wächter jedoch wußte eine andere
Geschichte zu erzählen. Dieser spezielle Yeti, sagte
er, habe sich in den jungen Lama verliebt; er sei in seiner Gesellschalt zahm
geworden, er habe gelernt, ihm Holz und Wasser zu holen, und als er starb, habe
der Lama den Skalp abgetrennt und ihn in Erinnerung an ihre Freundschaft
aulbewahrt. - Bruce Chatwin, Was mache ich hier. Frankfurt am
Main 1993 (Fischer - Tb. 10362, zuerst 1989)
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