ich hinlegen  Als sie in seinem Zimmer waren, machte die Perserin beim Anblick des Bettes eine Bewegung des Schreckens. Alle Frauen reißen in diesen Fällen die Augen auf, wie der zum Tode Verurteilte, wenn er vor sich im Morgengrauen die Guillotine emporragen sieht.

Alle Frauen benehmen sich so, auch die, die schon Tausende von Hinrichtungen durchgemacht haben. Viele von ihnen verfallen in gespielte Wut, stellen sich tödlich beleidigt, nehmen einen Anlauf, um, außer sich, zu fliehen, strecken sich dann aber hin. Die Perserin legte sich ohne weiteres hin. Oder vielmehr mit Weiterem. Nämlich mit Flavio Santelso, Baron.

Wenn die Frauen wüßten, wie dankbar wir ihnen sind, um wieviel mehr wir sie lieben, wie wir sie hochschätzen, wenn sie uns nicht dazu zwingen, schwedische Gymnastik zu treiben, um sie auszuziehen!

An den Ernst ihrer Verteidigung glauben wir nicht, der Natürlichkeit ihres Schamgefühls trauen wir nicht, wir klugen Man- ' ner. — Nicht ich, Santelso ist es, der spricht. — Uns liegt nichts daran, das unschuldsvolle, verschämte Mädchen zu finden. Das unschuldsvolle schamhafte Mädchen mag den Männern gefallen, die hausbacken sind, von Salesianern erzogen, die Röllchen tragen und Schuhe aus einem Stück mit seitlichem Gummizug. Solchen Männern mögen die Mädchen mit den vermauerten Gehirnen zusagen.

Wir lieben die Frauen, die in der Hingabe dieselbe Ungeduld beweisen, mit der wir sie begehren. Das heißt, die Frauen, die nach zweitausend Jahren dummer Moral handeln, als ob die Moral niemals existiert hätte.

Das heißt, die Frauen, die einer Funktion keinerlei Gewicht beilegen, auf der ein Glauben, eine Moral, eine Literatur basieren.

Was gibt es Wunderbareres als dies? Überlegen wir einen Augenblick! Eine Frau betritt ein Zimmer, zieht sich aus, legt sich hin... zieht sich wieder an, geht fort. - Pitigrilli, Ihre Sprache und die meine. In: P., Betrüge mich gut. Reinbek bei Hamburg 1988 (rororo 12179, zuerst 1922)