ilchstraße »Ich
denke an die Sterne«, sagte Haskie Jim. »Unserer Legende nach haben
First Man und First Woman die Sterne drüben bei der Huerfano Mesa in ihrer
Decke gehabt, um sie sorgfältig am Himmel aufzuhängen. Aber dann hat Kojote
die Decke ergriffen und herumgewirbelt und mitsamt den Sternen ins Dunkel davongeschleudert.
So ist die Milchstraße entstanden. Und so ist die Ordnung
am Himmel durch Unordnung ersetzt worden. Durch
eine zufällige Anordnung. - Tony Hillerman, Der Kojote wartet. München
1992
Milchstraße (2) Marcelle war in meinen Armen halb eingeschlafen. Wir wußten nicht, was tun. Ihr geraffter Rock ließ zwischen den roten Bändern am Ende der langen Schenkel das Fell sehen. Diese schweigende, regungslose Nacktheit versetzte uns in eine Art Ekstase: der leiseste Hauch hätte uns in Lichter verwandelt. Wir rührten uns nicht mehr und verlangten nur danach, daß diese Reglosigkeit anhielte und daß Marcelle in tiefen Schlaf fiele. Ein inneres Blenden erschöpfte mich, und ich weiß nicht, wie die Dinge sich fortentwickelt hätten, wenn nicht, plötzlich, Simone sich sanft geregt hätte; sie öffnete die Schenkel, öffnete sie schließlich, so weit sie konnte, und sagte mit matter Stimme zu mir, daß sie nicht mehr an sich halten könnte; bebend durchnäßte sie ihr Kleid; im gleichen Augenblick spritzte mein Samen in die Hose.
Ich streckte mich im Grase aus, bettete den Kopf auf einen flachen Stein und hielt die Augen auf die Milchstraße gerichtet, diesen seltsamen Strom von Astralsperma und himmlischem Urin, der quer durch die Schädelwölbung der Gestirne fließt: offener Spalt am Scheitel des Himmels, entstanden offenbar aus Ammoniakdämpfen, die in der ungeheuren Weite zu glänzen begonnen hatten - im leeren Raum, wo sie inmitten der vollkommenen Stille wie ein Hahnenschrei hervorbrechen -, ein zerbrochenes Ei, ein geborstenes Auge oder mein benebelter, auf dem Stein ruhender Schädel warfen die symmetrischen Abbilder ins Unendliche zurück. Ekelerregend, wie der absurde Hahnenschrei mit meinem Leben koinzidierte: das heißt, nunmehr war es der Kardinal, wegen der Spalte, der roten Farbe, der mißtönenden Schreie wegen, die er im Schrank hervorgerufen hatte, und auch weil man die Hähne erwürgt . . .
Anderen mag das Universum anständig erscheinen. Den anständigen Leuten erscheint es anständig, weil sie kastrierte Augen haben. Darum fürchten sie die Obszönität. Doch sie empfinden keinerlei Angst, wenn sie den Hahnenschrei hören oder den gestirnten Himmel entdecken. Gemeinhin schätzt man die <Fleischeslust> unter der Bedingung, daß sie fade sei.
Doch von da an gab es keinen Zweifel mehr: ich machte mir nichts aus dem,
was man ‹Fleischeslust› nennt, weil sie in der
Tat fade ist. Ich liebte das, was man für ‹schmutzig› hält. Die übliche Ausschweifung
hingegen konnte mich nicht befriedigen, beschmutzt sie doch nur die Ausschweifung
selbst und läßt auf alle Fälle eine erhabene und untadelig reine Wesenheit unberührt.
Die Ausschweifung, die ich kenne, beschmutzt nicht nur meinen Körper und meine
Gedanken, sondern alles, was ich mir dabei vorstellen kann, und vor allem das
gestirnte Universum . . . - (obs)
Milchstraße (3)
Milchstraße (4)
Milchstraße heißt eine Bahn.in der Höhe des heiteren Himmels
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ov
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