leischeslust  Die Adern, die in der Leber und im Unterleibe des Mannes sind, begegnen sich in seinen Geschlechtsteilen. Und wenn der Wind der Lust vom Marke des Mannes ausgeht, so fällt er in seine Lenden und erregt in seinem Blute die Versuchung zur Lust. Und weil der Platz der Lenden ziemlich enge, zusammengezogen und verschlossen ist, so kann sich dieser Wind darin nur wenig ausbreiten und erglüht also in starker Lust, so daß sich der Mann vergißt und sich von der Ausgießung des Samenschaumes nicht zurückhalten kann.

Wegen der Enge der Lenden entbrennt im Manne das Feuer der Lust stärker aber seltener als im Weibe. Denn wie in den gewaltigen Wogen, die sich vor heftigen Stürmen und Winden in den Strömen erheben, ein Schiff gefährdet wird, weil es sich kaum halten und aufrecht bleiben kann, so kann sich auch die Natur des Mannes im Sturme der Lust schwer bezähmen und beherrschen. In den Wogen jedoch, die sich durch einen leichten Wind erheben, und in Unruhen, die durch leichte Wirbelwinde entstehen, kann sich ein Schiff wenigstens mit einiger Mühe halten, und so ist die Natur des Weibes bei der Lust, weil sie sich leichter mäßigt als die Natur der männlichen Lust.

Die Lust des Mannes ist mit dem Feuer zu vergleichen, das bald verlöscht, bald aufloht; denn das Feuer, das andauernd brennt, würde allzuviel verzehren ..., und also erhebt sich im Manne zuweilen die Lust, und dann fällt sie wieder, weil sie der Mann nicht ertragen könnte, wenn sie immer in ihm glühen würde. - (bin)

Fleischeslust (2) ist eine vollbusige Frau in den besten Jahren. Sie kichert viel. Das legt ihr Doppelkinn in Falten. Sie ißt gern. Das verleiht ihren Augen Glanz und ihren Lippen Schwung. Wenn sie über den Appetit hinaus gegessen hat, läßt sie sich oft zu einem Lied hinreißen. Ob sie dafür Beifall erhält oder nicht, ist ihr gleich. Sie teilt sich mit vollen Händen an die Zuhörer aus. Dafür steht sie mit allen auch auf gutem Fuße.

Fleischeslust ist eine Nimmersatt und eine Nimmermüde. Sie kann beides: im Schlaf untersinken wie Stein in Wasser, im Wachen obenauf schwimmen wie Kork auf Teich. Jetzt liegt sie obenauf und läßt sich treiben. Wind bläst im Rohr. Sonne steht im Zenit. Fleischeslust ist ganz Haut und Haar. Ihre Haut aalt sich im Naß, ihre Haare kringeln sich vor Vergnügen. Wellen umgeben ihren Leib ringförmig, schließen sich zu konzentrischen Kreisen um ihre Seele zusammen. Fleischeslust ist alles auf einmal: Peripherie und Mittelpunkt. Luststrahlen gehen von ihr aus. Sie sonnt sich in sich selber.  - Ginka Steinwachs, Anhang zu (ap)

Fleischeslust (3)

Fleischeslust (Vater) und Fleischeslust (Sohn) rudern in einem Kahn über einen See. Der Kahn ist aus weißer Watte. Sie unternehmen einen Betriebsausflug, denn Fleischeslust & Fleischeslust sind eine Firma. Sie rudern eine Werbekampagne, denn Fleischeslust & Fleischeslust stellen Watte für diverse Zwecke her. Fleischeslust & Fleischeslust im Watte-Kahn, man glaubt es sei ein Wolkenspiel, sich spiegelnd, ein Spiel Karten vom Vierwaldstätter See, oben und unten. Wer sticht? Fleischeslust & Fleischeslust sind rosig überhaucht; das kommt vom Rudern und vom Abglanz der friedlichen Sünde, in der sie rudern. Auch die fernen Gletscher künden vom Fleisch der Firma, auch die fleißigen Kühe, schon lila überhaucht, aus keimfreier Watte, grasen für sie. Vater und Sohn rudern mit Tampons und Stäbchen. Sie sind recht zufrieden, die Reklame war groß. Im Wasser taucht ein Licht auf; dann geht es am Himmel fremd.

  - (pas)

Lust Fleisch
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