reuz   Eine besonders gute Freundin von ihm, eine beleibte alte Jungfer, die durch die nun schon ein halbes Jahrhundert währende Ausschließung von allen Lichtquellen des Lebens verblaßt war, stand am Wagenschlag und reichte ihm drei langstielige weiße Astern aus ihrem kleinen Wintergarten. In dieser Weise war vor dreißig Jahren der junge Mann von dannen gefahren, den sie liebte, und er war bei Jena gefallen. Sie trug ständig gleichsam einen Schleier milder Melancholie, und ihre Gesellschaftsdame sagte von ihr: »Fräulein Anastasia hat ein schweres Kreuz. Die Lust am Essen ist ein schweres Kreuz.« - (blix)

Kreuz (2)

Kreuz

 - "Priapus Rex et Deo"

Kreuz (3) Auf einen Wink des Richters schafften die Polizisten ein niedriges hölzernes Kreuz herbei, das auf einem schmalen Holzsockel gestanden hatte. Zwei Polizisten ließen Sü mit dem Rücken gegen das Kreuz gekehrt niederknien und banden seinen Kopf mit einer dünnen, um den Hals gelegten Schnur fest an das Oberteil des Kreuzes. Seine Handgelenke steckten sie durch zwei Löcher an den Enden des Querbalkens, und seine Hände wurden am Balken selbst festgebunden, so daß sie nicht herausgleiten konnten. Jetzt schoben sie einen dicken runden Pfahl zwischen die Oberschenkel und Waden, und zuletzt legten sie einen langen schweren Holzbalken quer auf seinen Leib. Als sie mit diesen Vorbereitungen fertig waren, gab Richter Di den Befehl, mit der Folterung zu beginnen.

Mit ihrem ganzen Körpergewicht drückten nun die beiden Polizisten auf jeder Seite den schweren Holzbalken herab. Sü's Knie und Gelenke wurden hierdurch beinahe ausgerenkt. Man konnte das Knirschen der Knochen hören. Je weiter sein Körper heruntergepreßt wurde, desto enger zog sich die Schnur um seinen Hals zusammen und erdrosselte ihn fast. Als er schier erstickte, gab der Korporal den Polizisten ein Zeichen. Sofort lockerten sie den Druck. Dem furchtbar gefolterten Körper Sü De-tais entströmten Schweiß und Blut, aber nur ein Röcheln brachte das Opfer hervor, dessen Luftröhre durch die Schnur immer mehr zusammengepreßt wurde. Als sich die Polizisten anschickten, den Balken zum dritten Mal niederzudrücken, meldete der Korporal dem Richter, daß Sü das Bewußtsein verloren habe.

Richter Di befahl, ihn loszubinden. Man belebte ihn durch Essig, der unter seiner Nase verbrannt wurde. Es dauerte aber ziemlich lange, bis Sü wieder zu sich kam. Vier Polizisten waren nötig, um ihn vom Boden hochzuziehen; er schrie laut auf vor Schmerz, als man ihn auf die Knie vor den Richtertisch zwang. - Robert van Gulik (Hg.), Merkwürdige Kriminalfälle des Richter Di. Zürich 1998

 

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