Auch blödsinnig geborne Personen
weinen. Man sagt aber, daß es bei Kretins nicht der Fall ist. - (
dar
)
- Leonardo Sciascia, Schwarz auf
schwarz. München 1991 (dtv 11328, zuerst 1979)
Kretin (3) KRETINS - Cretins (Neue Geschichte).
Mit diesem Namen wird ein Menschenschlag bezeichnet, der recht zahlreich
im Wallis zur Welt kommt & insbesondere in seiner Hauptstadt Sion. Sie sind
taub, stumm, schwachsinnig, nahezu unempfindlich gegen Schläge & haben Kröpfe,
die bis zum Gürtel herabhängen; im übrigen sind es brave Leute, die zu keinen
Gedanken fähig sind & nur einen, allerdings heftigen Drang kennen, nämlich
den, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Sie überlassen sich allen Arten von sinnlichen
Vergnügungen, & ihr Schwachsinn hindert sie, auch nur das geringste Vergehen
darin zu erkennen. In ihrer Einfältigkeit halten die Walliser Kretins für Schutzengel
der Familie, & jene Familien, die keine haben, glauben, sie hätten einen
ziemlich schlechten Stand im Himmel. Es ist schwierig, Ursache & Wirkung
des Kretinismus zu erklären. Unreinlichkeit, Erziehung, die außerordentliche
Hitze in diesen Tälern, die Gewässer, sogar die Kröpfe sind allen Kindern der
ansässigen Bevölkerung gemein. Indessen werden nicht alle als Kretins geboren.
In Sion starb einer von ihnen während des Aufenthalts von Monsieur le Comte
de Maugiron von der Societé royale de Lyon in dieser Stadt; man wollte ihm partout
nicht erlauben, ihn zu öffnen. Er begnügte sich mit der Untersuchung beiderlei
Geschlechter am lebenden Objekt. Rein äußerlich hat er bis auf die fahle, gelbe
Haut nichts Außergewöhnliches festgestellt. - d'Alembert, nach (
enc
)
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