Geschichtenerzähler, irischer  »Also«, sagte der alte Mann zu dem Geschichtenerzähler, »welches Tier wärest du lieber: ein Reh, ein Fuchs oder ein Hase? Jetzt hast du noch die Wahl, später nicht mehr.«

 Um eine lange Geschichte kurz zu machen, der Geschichtenerzähler wählte den Hasen; der alte Mann legte ihm die Schnur um, berührte ihn mit dem Stab und — schwupp, da hoppelte ein langohriger Hase über den Rasen.

Aber nicht lange, denn niemand anderes als die Frau rief die Hunde und hetzte sie auf ihn. Der Hase floh, die Hunde setzten ihm nach. Rund um das Feld lief eine hohe Mauer, so daß er nicht heraus konnte, und der Bettler und die Frau hatten ihr Vergnügen daran, zuzuschauen, wie er in der Klemme saß.

Vergeblich versuchte er, sich bei seiner Frau zu verstecken, die stieß ihn zurück. Endlich rief der Bettler die Hunde zurück und verwandelte den Hasen wieder in den Geschichtenerzähler zurück. »Wie hat dir das gefallen?« fragte der Bettler. »Vielleicht gefällt das anderen nicht übel«, sagte der Geschichtenerzähler und warf seiner Frau einen Blick zu, »ich, für meinen Teil, kann gut ohne das auskommen.«

»Wäre es zuviel verlangt«, fuhr er fort, »nun endlich einmal von dir zu erfahren, wer du bist und woher du kommst und weshalb es dir solchen Spaß macht, einen alten Mann wie mich so zu plagen?« »Ach«, erwiderte der Fremde, »ich bin ein komischer Nichtsnutz, den einen Tag arm, den anderen Tag reich und wenn du meine Gewohnheiten kennenlernen willst, dann komm mit mir.« »Ich bin nicht mein eigener Herr. Ich kann nicht so ohne weiteres fort.«

Der Fremde griff mit der einen Hand in seine Tasche und zog einen gutaussehenden Mann mittleren Alters hervor, zu dem sprach er: »Bei allem, was du gehört und gesehen hast, seit du dort in der Tasche gesteckt hast, kümmere dich um diese Dame, um den Wagen und die Pferde. Ich möchte, daß immer alles bereit steht, falls ich es brauchen sollte.«

Kaum hatte er das gesagt, als alles verschwand und der Geschichtenerzähler sich bei Foxes' Ford in der Nähe des Schlosses von Red Hugh O'Donnell wiederfand. Er konnte alles sehen, aber für die anderen war er unsichtbar.

O'Donnell saß in seiner Halle, dick und traurig sah er aus. »Geh«, sprach er zu seinem Türsteher, »und schau, wer oder was da kommt.«

Der Türsteher ging, und er sah einen dürren grauen Bettler. Die Hälfte seines Schwertes schaute hinter seinem Rücken hervor, seine Schuhe waren vollgesogen mit schmutzigem Wasser und die Enden seiner beiden Ohren ragten aus den Löchern im Filz seines Hutes hervor, um die Schultern trug er einen zerfetzten Mantel und in der Hand hatte er einen grünen Stock von einem Stechpalmenstrauch.

»Glück Euch, O'Donnell«, sagte der Bettler. »Und Euch auch«, sagte O'Donnell, »von wo kommst du, und was ist dein Gewerbe?«

»Ich komme vom äußersten Strom auf Erden. Aus den Tälern, wo die weißen Schwäne gleiten. Eine Nacht wohne ich auf Islay, eine andere Nacht auf der Isle of Man, eine dritte Nacht schlafe ich auf dem kalten Hügel.«

»Dann müßt Ihr ein großer Reisender sein«, sagte O'Donnell, »vielleicht habt Ihr unterwegs etwas gelernt.« »Ich bin ein Gaukler«, sprach der Bettler, »und für fünf Silberstücke sollt Ihr meine Kunststücke sehen.«

»Die sollt Ihr haben«, sagte O'Donnell, und der Bettler holte drei kleine Strohhalme hervor und legte sie auf die Handfläche. »Den in der Mitte blase ich fort«, sagte er, »und die beiden anderen bleiben liegen.«

»Das schafft Ihr nie«, sagte jemand.

Aber der Bettler hielt zwei der Strohhalme mit den Fingern fest, blies und der mittlere Strohhalm wirbelt davon. »Gut gegeben«, sagte O'Donnell, und er zahlte die fünf Silberstücke.

Der Bursche, der die Wette angenommen hatte, legte die Strohhalme auf seine flache Hand, blies und die ganze Hand flog fort mit den Strohhalmen.   - (anders)

 

Geschichtenerzähler

 

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