- Medard
Boss nach:
Ronald
D. Laing, Das geteilte Selbst. Eine existentielle Studie über geistige
Gesundheit und Wahnsinn. Köln 1994 (zuerst 1960)
Erlöschen
(2) Ich erinnere mich an
die langen Gesichter, die entmutigten Figuren meiner beiden Leute, und ich erinnere
mich an meine Jugend und das Gefühl, das nie wiederkehren
wird - das Gefühl, ich könnte in alle Ewigkeit aushalten, könnte das Meer, die
Erde und alle Menschen überdauern; das trügerische Gefühl, das uns in Freuden,
in Gefahren, in die Liebe lockt, in eitle Unternehmungen - in den Tod; das glorreiche
Bewußtsein der Stärke; die Hitze des Lebens in dieser Handvoll Staub; die Glut
des Herzens, die mit jedem Jahr trüber wird, kälter, kleiner, und erlischt.
- Joseph Conrad, Jugend. Frankfurt am Main 1968
(zuerst 1902)
Erlöschen
(3)
Er forschte unterm Lager, rings um den Herd, in der Truhe-aber
er fand niemand.
Und er begriff nicht, wie der Geist sich eingeschlichen
und wie er entkommen war.
E. T. A. HOFFMANN (Nachtstücke)
Oh! wie oft habe ich Scarbo gehört und gesehen, wenn der Mond zur Mitternacht am Himmel glänzt wie ein silbernes Wappenschild auf blauem Banner, das mit goldenen Bienen bestickt ist!
Wie oft habe ich im Dämmer meines Alkovens sein Gelächter schnarren hören, und seinen Nagel auf der Seide meiner Bettvorhänge kritzeln!
Wie oft habe ich ihn von der Decke herabkommen sehen, auf einem Fuße wirbeln und durchs Zimmer rollen wie eine Spindel, die aus dem Spinnrocken einer Hexe gefallen ist!
Und glaubte ich dann, er sei verschwunden, wuchs der Zwerg zwischen mir und dem Mond wie der Turm eines gotischen Domes, und eine goldene Schelle klingelte an seiner Zipfelmütze.
Aber bald wurde sein Körper blau und durchsichtig wie das Wachs einer Kerze,
sein Gesicht wurde bleich wie das Wachs eines Lichtstumpfs - und plötzlich war
er verloschen. - Aloysius Bertrand, Gaspard
de la Nuit. Frankfurt am Main 1978 (zuerst 1842)
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