Schnarren  Das ganze Leben der Tarahumaras dreht sich um den erotischen Peyotl-Ritus.

Die Peyotl-Wurzel ist hermaphroditisch. Sie hat bekanntlich die Form eines sowohl männlichen wie weiblichen Geschlechtes. Auf diesem Ritus beruht das ganze Geheimnis dieser wilden Indianer. Seine Kraft wird, wie mir schien, durch eine Raspel symbolisiert, eine Art krummgebogenes, mit Kerben bedecktes Holz, aus welchem die Peyotl-Zauberer mit Stäbchen ganze Nächte lang ein rhythmisches Schnarren hervorlocken. Doch am seltsamsten ist die Art und Weise, wie diese Zauberer auserwählt werden. Eines Tages fühlt sich ein Indianer berufen, mit der Raspel umzugehen. Er macht sich auf die Suche nach ihr in einem heiligen Winkel des Gebirges, wo seit Jahrtausenden eine unwahrscheinliche Sammlung von Raspeln ruht, die von anderen Zauberern vergraben worden sind. Sie bestehen aus Holz, dem Holz der warmen Erde, wie sie sagen. Der Tarahumara verbringt dann drei Jahre in dieser Raspelpflanzung, kehrt nach Ablauf des dritten Jahres zurück und ist im Besitz dessen, was das Wesen des Ritus ausmacht.

So lebt dieses seltsame Volk, auf das keine Zivilisation jemals Einfluß haben wird.   - Antonin Artaud, Die Tarahumaras. In: A. A., Mexiko. München 1992 (zuerst 1937)

 

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