eweglichkeit  Hoffmann war von sehr kleiner Statur, hatte eine gelbliche Gesichtsfarbe, dunkles, beinahe schwarzes Haar, das ihm tief bis in die Stirn gewachsen war, graue Augen, die nichts Besonderes auszeichneten, wenn er ruhig vor sich hinblickte; die aber, wenn er, wie er oft zu tun pflegte, damit blinzelte, einen ungemein listigen Ausdruck annahmen. Die Nase war fein und gebogen, der Mund fest geschlossen.

eta hoffmann

Sein Körper schien, ungeachtet seiner Behendigkeit, dauerhaft, denn er hatte für seine Größe eine hohe Brust und breite Schultern.

Sein Anzug war in früheren Zeiten seines Lebens ziemlich elegant, ohne irgend ins Gesuchte zu verfallen. Nur auf den Backenbart hielt er große Stücke und ließ ihn sorgfältig gegen die Mundwinkel hinziehen. Später erregte ihm seine Uniform, in welcher er etwa wie ein französischer oder italienischer General aussah, inniges Wohlgefallen.

In seiner ganzen äußern Erscheinung fiel am meisten eine außerordentliche Beweglichkeit auf, die auf das Höchste gesteigert wurde, wenn er erzählte. Seine Begrüßungen beim Empfang und Abschied mit wiederholten ganz kurzen, schnellen Beugungen des Nackens, ohne daß der Kopf sich dabei bewegte, hatten etwas Fratzenhaftes und konnten leicht als Ironie erscheinen, wenn der Eindruck, den die seltsame Gebärde machte, nicht durch sein sehr freundliches Wesen bei solchen Veranlassungen gemildert worden wäre.

Er sprach mit unglaublicher Schnelle und mit einer etwas heisern Stimme, so daß er, vorzüglich in den letzten Jahren seines Lebens, wo er einige Vorderzähne verloren hatte, sehr schwer zu verstehen war. Wenn er erzählte, war es immer in ganz kurzen Sätzen; nur wenn die Rede auf Kunstsachen kam und er in Begeisterung geriet, ein Zustand, vor dem er sich aber zu hüten schien, bildete er lange, schöne, gerundete Perioden. Wenn er Arbeiten von sich vorlas, schriftstellerische oder amtliche, so eilte er über das Unbedeutendere dergestalt hinweg, daß der Zuhörer kaum zu folgen vermochte; die Stellen aber, die man im Gemälde die Drucker nennt, betonte er mit einem fast komischen Pathos, spitzte dazu den Mund, schaute um sich, ob sie auch faßten, und brachte dadurch oft sich selbst und sein Publikum aus der Tramontane. Er fühlte, daß er, um dieser Angewohnheit willen, nicht gut las, und hatte es ungemein gern, wenn ein anderer ihm dies Geschäft abnahm; aber das war kitzlich genug, besonders wenn von handschriftlichen Aufsätzen die Rede; denn jedes falsch gelesene Wort oder auch nur ein zögernder Blick auf ein solches, um es richtig zu lesen, war ihm ein Dolchstich, und er wußte dies nicht zu verbergen. Als Sänger hatte er eine schöne, kräftige Bruststimme, Tenor. - E.T.A. Hoffmanns Leben und Nachlass. Von Julius Eduard Hitzig. Frankfurt am Main 1986 (it 1986, zuerst ca. 1825)

Beweglichkeit (2) Physiologisch merkwürdig ist, daß das Uebergewicht der Masse des Gehirns über die des Rückenmarks und der Nerven, welches, nach Sömmerings scharfsinniger Entdeckung, den wahren nächsten Maaßstab für den Grad der Intelligenz, sowohl in den Thiergeschlechtern, als in den menschlichen Individuen, abgiebt, zugleich die unmittelbare Beweglichkeit, die Agilität der Glieder vermehrt; weil, durch die große Ungleichheit des Verhältnisses, die Abhängigkeit aller motorischen Nerven vom Gehirn entschiedener wird; wozu wohl noch kommt, daß an der qualitativen Vollkommenheit des großen Gehirns auch die des kleinen, dieses nächsten Lenkers der Bewegungen, Theil nimmt; durch Beides also alle willkürlichen Bewegungen größere Leichtigkeit, Schnelle und Behändigkeit gewinnen, und durch die Koncentration des Ausgangspunktes aller Aktivität Das entsteht, was Lichtenberg an Garrick lobt: »daß er allgegenwärtig in den Muskeln seines Körpers schien«. [Briefe aus England, An Heinrich Christian Boie, Erster Brief.] Daher deutet Schwerfälligkeit im Gange des Körpers auf Schwerfälligkeit im Gange der Gedanken und wird, so gut wie Schlaffheit der Gesichtszüge und Stumpfheit des Blicks, als ein Zeichen von Geistlosigkeit betrachtet, sowohl an Individuen, wie an Nationen. Ein anderes Symptom des angeregten physiologischen Sachverhältnisses ist der Umstand, daß viele Leute, sobald ihr Gespräch mit ihrem Begleiter anfängt einigen Zusammenhang zu gewinnen, sogleich stillstehn müssen; weil nämlich ihr Gehirn, sobald es ein Paar Gedanken an einander zu haken hat, nicht mehr so viel Kraft übrig behält, wie erforderlich ist, um durch die motorischen Nerven die Beine in Bewegung zu erhalten: so knapp ist bei ihnen Alles zugeschnitten. - (wv)

Beweglichkeit (3)    Daß Tiere für Argumente zugänglich sind, bewiesen sie schon in jener Zeit, als es in China noch das K'uei gab, das auf einem einzigen Bein hüpfte. Der Einbeiner erkundigte sich beim Tausendfüßler, wie er es mit seinen vielen Beinen schafft. »Hast du noch nie einen Mann spucken sehen? Die Spucke kommt in Tropfen, die Perlen gleichen, und in Tröpfchen, die einem Nebelschleier ähnlich sind. Am Ende findet sich alles zusammen, ohne daß man es zu zählen braucht. Setze ich meinen Mechanismus in Bewegung, habe ich keine Ahnung, wie ich dies bewerkstellige«, führt der Tausendfüßler aus, der seinerseits von der Schlange wissen möchte, wie sie ohne Beine zurechtkommt. »Jeder tut es auf seine Weise«, orakelt die Schlange, die sich beim Wind erkundigt, wie er ohne Körper vom Nordmeer zum Südmeer gelangt. »Ein ausgestreckter Finger kann mich aufhalten und desgleichen ein Tritt. Dennoch bin ich fähig, Bäume zu entwurzeln und Häuser mitzureißen. Aus lauter kleinen Niederlagen besteht mein Sieg«, antwortet der Wind. - (loe2)

Beweglichkeit (4)

- Michael Wolgemut  (ca. 1500)

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