Das Terrbarium
Das war meine Erfindung: Vor allen Dingen muß man die Tiere
lebendig pressen. Anfangs kostet es Überwindung, Aber schließlich
wird nichts so heiß gekocht wie gegessen.
Die Presse muß mindestens sechs Quadratmeter messen.
Meine Anlage war ein technisches Wunder; Riesensäle, um die
getrockneten Bestien Übersichtlich hübsch an der Wand zu befestigen.
Denn ein geplättetes Nashorn ist keine Flunder. Wegen der
Dickhäuter und et cetera Brauchte ich selbstverständlich elektrische
Kraft. Doch ich speiste mit dem herausfließenden Saft Sämtliche
Waisenkinder von Zentralamerika. Ganz abgesehen von der Naturwissenschaft. Manches
läßt sich nicht beim erstenmal schaffen. Oftmals zappelt und
zuckt noch der Hals, Wenn der Unterkörper schon platt ist, so
bei den Giraffen. Und ich besinne mich eines noch schwereren
Falls.
Um meine Sammlung zu komplettieren, Wollte ich auch einen
Menschen so präparieren. Jene Miß Hamsy, die ich dazu erkor, War
eine ernste, wohlgebaute Mulattin, Leichthin sommersprossig und
Zollwächters Gattin. Und der setzte ich Arrak mit Blumenkohl
vor, Sagte, das sei Barbarossas Lieblingsgericht, Las ihr
zwei Novellen von Freiherrn v. Schlicht. Bis sie langsam das
Bewußtsein verlor. Als ich sie dann im Dunkeln entkleidet hatte, Legte
ich sie behutsam tastend auf die untere Platte, Kurbelte an.
Doch sie erwachte dabei. Aber ich suchte sie taktvoll bescheiden
zu trösten: Wieviel schlimmer es wäre, lebendig zu rösten, Und
daß die Presse nicht zu umgehen sei.
Nichts stimmt trauriger als ein menschlicher Todesschrei. Aber
was bedeutet solch kurzer Ton Gegen die furchtbaren Greuel der
Vivisektion! Und wie Miß Hamsy dann an der Wand die vierte Halle
für Säugetiere und Eidechsen zierte, Hat ihr Anblick jeden Besucher
gebannt. Die Kritiken hörten nicht auf sie zu loben. Bis sich
schließlich die Popolaca erhoben. Diese Indianer haben das ganze
Museum niedergebrannt. Alles haben mir diese Schweine gestohlen. Aus
Miß Hamsy schnitten sie Mokassinsohlen. Was ein Barbar ist, hat
weder Kultur noch Geschmack. Aber einen von ihnen erwischte ich
später, Kochte ihn lebend mit Kienharz und Wasserstoff-Äther. Und
den Kerl verbrauche ich heute als Siegellack.
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