apete  Es  kamen  Tage stiller, gesammelter Arbeit, unterbrochen von einsamen Monologen. Wenn er so im Licht der Tischlampe inmitten der Kissen des großen Bettes saß und das Zimmer im Schatten des Lampenschirms, der es mit dem großen Element der städtischen Nacht vor dem Fenster verband, zum Berg anschwoll, spürte er, ohne hinzuschauen, daß ihn der Raum mit dem pulsierenden Dickicht der Tapeten voller Geflüster, Zischeln und Raunen überwucherte. Er hörte, ohne hinzuschauen, die verständnisvoll zwinkernde Intrige der Pfauenaugen, die sich inmitten von Ohrmuschelblumen entfalteten, die hörten, und dunkler Münder, die lächelten.

Manchmal vergrub er sich scheinbar noch tiefer in seine Arbeit; er zählte und rechnete, da er sich fürchtete, den in ihm schwelenden Zorn zu verraten, und gegen die Versuchung ankämpfte, mit einem plötzlichen Schrei blindlings hinter sich selber einherzustürzen und mit vollen Händen diese krausen Arabesken, diese Büschel von Augen und Ohren zu packen, welche die Nacht in Scharen ausschwärmen ließ und die wuchsen und sich vervielfachten, indem sie stets neue Schößlinge und Ableger aus dem mütterlichen Nabel der Finsternis zauberten. Und er beruhigte sich erst, als mit der Ebbe der Nacht die Tapeten welkten, sich zusammenrollten, die Blätter und Blüten verloren, sich herbstlich lichteten und das ferne Morgengrauen durchließen.  - Bruno Schulz,  Heimsuchung. In: (bs)

Tapete (2) im uebrigen will ich nun endlich diese aesthetik abschließen; ich habe genug davon und das kunschtbuch, das ich noch machen muss, wird mein letztes sein, ich habe genug davon, es kotzt mich an. auch genug von theorien. wir sind mit diesen tapeten lange genug überklebt, entweder kommen dann ganz andere sachen oder herr einstein schreibt nicht mehr.  - Carl Einstein, nach: C. E., Die Fabrikation der Fiktionen. (Eine Verteidigung des Wirklichen) Reinbek bei Hamburg 1973 (dnb 17, entst. ca. 1930)

Tapete (3)

- N.N.

Tapete (4)

- Francesca Woodman

Tapete (5) Aus dem halbgeöffneten mund, zwischen kräftigen zähnen hervorgestoßen, erscheint dampf, die gnomen und trolle ergreifen hoppelnd die flucht aus den bilderbüchern; wer versteht die irdischen, wer vermag sie zu deuten, aus ihren gesten zu lesen?

Der wiesengrund, auf dem das schöne, halberwachsene kind im sonnenschein schnur springt; der schalk im auge des oheims unternimmt einen zaghaften klimmzug.

Wer in der wüste wasser findet, lernt den wert des wertes oase; palmen und orchideen findet man in den blauen regenwäldern samt der argen natter des paradieses.

Der letzte zug aus einer pfeife ist wie die schlußseite eines guten buches mit bittrem ende; nun müßte man die jähre zurückdrehen, alles wieder von vorne anfangen können!

Der wind rauscht jetzt in einer unbestimmbaren ferne, es war ein halber orkan, ein langandauerndes pfauchen der gewalt der natur; starker toback auch ist der heftige mensch -und doch verdampft er, verliert sich im all...

Auf der trügerischen spur nach glücklicher vergangenheit wird manch trockene zahre vergossen, in unerreichbare sphären sind die zeiten gerückt, da man noch den hölzernen reif trieb, den bunten ball warf, die murmel gen murmel trieb.

Das leben ist eine tapete, wo man hintritt ein muster, so ist es, wer könnte das leugnen?  - H. C. Artmann, Probe aufs Exempel, in: H. C. A., Unter der Bedeckung eines Hutes. Montagen und Sequenzen. Frankfurt am Main 1976

Tapete (6)
 

Wand

 

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