Straßenköter  Als ich wieder einmal beim Mittagsschlaf mit meinem Teddy zankte und ihn zugleich ganz seltsam liebkoste, stand plötzlich mein Vater in der Tür und sah mich mit heruntergezogenem Höschen und steifem »Bibi«. Sofort machte er die Tür wieder zu, aber ein wenig behutsamer, als er sie geöffnet hatte, und diese Rücksichtnahme entging mir nicht. Normalerweise kam mein Vater mittags, nachdem er gegessen und sich ein wenig hingelegt hatte, zu mir herein und gab mir einen Kuß, bevor er wieder zur Arbeit ging. Ich hatte den Eindruck, etwas Falsches getan zu haben, und noch dazu aus einem Lustgefühl heraus, und das begann mir den Lustgedanken allmählich zu vergällen.

Ein andermal, als meine Mutter nach einem der vielen Zerwürfnisse mit meinem Vater das Haus verlassen hatte und ich von einem Kindermädchen in der Wanne gewaschen wurde, passierte mir wieder das gleiche. Ich weiß noch gut, wie die Frau ziemlich kühl anmerkte, das sei ja »wie bei einem Straßenköter«, doch was mir eigentlich Lust bereitete, war nur das warme Wasser und das Gewaschenwerden.  - Orhan Pamuk, Istanbul. Erinnerungen an eine Stadt. Frankfurt am Main 2011

Straßenköter (2) Knapp hundert Meter vor ihnen trottete am Wegrand ein Hund. Dick steuerte auf ihn zu. Es war ein alter ausgezehrter Straßenköter, ein räudiges, klapperdürres Vieh, und als der Wagen ihn erwischte, war der Anprall kaum heftiger, als wenn es ein Vogel gewesen wäre. Aber Dick war zufrieden. «Junge!» sagte er - und er sagte das immer, wenn er einen Hund überfahren hatte, was er tat, sooft sich ihm die Gelegenheit bot. «Junge! Den haben wir zermatscht!»  - (cap)
 
 

Köter

 

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