Unter dem Namen Pseudologia phantastica beschrieb der Schweizer Irrenarzt Anton Delbrück im Jahr 1891 eine besonders komplexe Form dieses eigenartigen Lügensymptoms. Pseudologen vermögen sich «in jene und Selbsterhöhungsfabulationen, mit denen sie sich selbst und andere zu belügen und zu betrügen suchen, so hineinzudenken, hineinzufühlen, hineinzuversetzen, ja hineinzuleben, daß die Realität für sie mehr und mehr in den Hintergrund tritt und sie statt dessen in den Gebilden der eigenen Erfindungskraft, den Phantasieprodukten der Wünsche und Neigungen mehr und mehr aufgehen und diese in immer stärkerem Maße subjektive Wahrheit und Wirklichkeit für sie gewinnen».
Eine derartige autosuggestiv erwirkte Überzeugung von der
Wirklichkeit und selbsterfundenen Lügenspiels
verleiht den Schwindlern eine
überzeugende Sicherheit und Unbefangenheit des Auftretens, «wie
sie die bewußte Schauspielerei und Schwindelei
kaum zu gewähren vermöchte». -
(som)