hrenologie Sein Kopf ist ein Festmahl für die Phrenologie; ein hohes enges Kranium, mit gewölbtem und gerundetem Scheitelbein, eine fliehende Stirn sowie eine breite Schädelbasis mit voll ausgebildetem moralischem Bereich, jedoch einem Mangel an Refektiven und feinen Perzeptiven, sowie einer reichlich ausgeprägten Animalität. Sein Haar ist extrem wollig: seine funkelnden Augen liegen eng beieinander, und seine Lippen und sein breiter Mund stülpen sich nach vorn, insbesondere in seltenen Momenten des Zorns, wie bei einem Zynokephal.
Er arbeitet aus Prinzip und schuftet wie ein Pferd, wobei
er unverblümt eingesteht, daß ihn nicht seine Liebe zu uns arbeiten läßt, sondern
seine Pflicht gegenüber seinem Bauch. Trotz eines verstauchten Knöchels und
einer Gepäcklast, die im Mißverhältnis zu seinem zwergenhaften Körper steht,
besteht er darauf, zwei Gewehre zu tragen, und nach einem Fußmarsch von 30 Kilometern
wirkt er so frisch wie zu Beginn. Er kümmert sich überall um uns, verwaltet
unsere Einkäufe, übermittelt alle unsere Nachrichten, und wenn er nicht gerade
uns zu dienen hat, steht er jedem zur Verfügung. Da er ein wenig Hindustani
spricht, empfindet er unbeschreibliche Verachtung für all die ›dschungligen
Neger‹, die er nie zu verbergen sucht. - Sir Richard Francis Burton, nach:
Ilija Trojanow, Nomade auf vier Kontinenten.
Auf den Spuren von Sir Richard Francis Burton. München 2008 (zuerst 2007)
Phrenologie (2)
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Phrenologie (4)
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