avigation Jede ungenaue Navigation konnte fatale Folgen haben. Als einige Piraten unter Führung Walter Kennedys sich von Bartholomew Roberts‘ Geschwader trennten und auf eigene Faust weitersegelten, stellten sie fest, »daß sie bloß einen einzigen Mann an Bord hatten, der etwas von Navigation verstand, und selbst dieser war noch ein Neuling darin (Kennedy selbst konnte weder schreiben noch lesen und wurde nur wegen seines Mutes zum Kapitän gewählt)«.
Sie wollten nach Irland
segeln, wurden im Sturm aber an die Nordwestküste Schottlands
verschlagen und entgingen nur mit viel Glück einem Schiffbruch.
Sie liefen eine kleine Bucht an und verließen das Schiff.
An Land trennten sie sich, »aber der Haupttrupp blieb beisammen
und versetzte überall, wo er hinkam, das Land durch seine Zechgelage
und seine Ausschweifungen in Unruhe«. Zwei wurden ermordet und
ihrer Barschaft beraubt. Siebzehn wurden in der Nähe von Edinburgh
ergriffen und der Piraterie angeklagt, neun wurden verurteilt
und hingerichtet. Kennedy, ein ehemaliger Taschendieb und Einbrecher,
schlug sich nach London durch und betrieb dort ein Bordell, bis
eine seiner Huren ihn des Straßenraubs bezichtigte. Er wurde
ins Bridewell-Gefängnis eingeliefert, wo ihn der Maat eines Schiffes,
das er einmal überfallen hatte, wiedererkannte und als Pirat
identifizierte. Kennedy wurde vor Gericht gestellt, verurteilt
und am 19. Juli 1721 am Hinrichtungsdock gehängt. - Nach:
David Cordingly, Unter schwarzer Flagge. Legende und Wirklichkeit
des Piratenlebens. München 2001 (dtv 30817, zuerst 1995)