osten-Nutzen-Rechnung    Zahlreiche US-Ethnologen haben in den vergangenen Jahren vehement angezweifelt, ob Menschen in der Geschichte des Homo sapiens jemals getötet worden seien, um den Hunger ihrer Artgenossen zu stillen. Auch Harris steht der Kannibalismusthese skeptisch gegenüber: Die Jagd auf Menschenfleisch, so gibt er zu bedenken, sei ein "immenser Aufwand", denn als "Beutetier" seien die Zweibeiner "das gefährlichste Wild auf der ganzen Welt", ebenso wachsam, listenreich und versiert wie ihre Jäger.

Ganz anders erscheint dem Anthropologen die Kosten/Nutzen-Situation dagegen bei Kriegszügen, bei denen das menschliche Wild in Form von toten oder gefangenen Gegnern ohnehin anfiel. Zahlreiche Berichte über Kriegskannibalismus wertet der Kalifornier deshalb als Indizien für "ernährungspraktisch vernünftiges Verhalten", wenn nicht eine "tadellose Quelle tierischer Nahrung" ungenutzt verkommen sollte.

Die neuseeländischen Maori etwa belasteten sich laut Harris auf ihren Kriegszügen nur mit einem Minimum an Proviant und hielten sich während des Marsches durch die Aussicht auf das "süße" Fleisch der Gegner bei Laune. Engländer und Franzosen berichteten Ende des 17. Jahrhunderts von ihren jeweiligen indianischen Verbündeten in Amerika, sie hätten nach der Schlacht die Toten des Feindes "in Stücke geschnitten, geröstet und aufgegessen" - auch Teile der französischen Soldateska verschwanden dabei in den Suppentöpfen der Rothäute. - http://www.paleofood.de

Kosten-Nutzen-Rechnung (2)  Was kommt dabei heraus? Was wird erreicht durch das thierische Daseyn, welches so unübersehbare Anstalten erfordert? — Und da ist nun nichts aufzuweisen, als die Befriedigung des Hungers und des Begattungstriebes und allenfalls noch ein wenig augenblickliches Behagen, wie es jedem thierischen Individuo, zwischen seiner endlosen Noth und Anstrengung, dann und wann zu Theil wird. Wenn man Beides, die unbeschreibliche Künstlichkeit der Anstalten, den unsäglichen Reichthum der Mittel, und die Dürftigkeit des dadurch Bezweckten und Erlangten neben einander hält; so dringt sich die Einsicht auf, daß das Leben ein Geschäft ist, dessen Ertrag bei Weitem nicht die Kosten deckt.

Am augenfälligsten wird Dies an manchen Thieren von besonders einfacher Lebensweise. Man betrachte z. B. den Maulwurf, diesen unermüdlichen Arbeiter. Mit seinen übermäßigen Schaufelpfoten angestrengt zu graben, - ist die Beschäftigung seines ganzen Lebens: bleibende Nacht umgiebt ihn: seine embryonischen Augen hat er bloß, um das Licht zu fliehen. Er allein ist ein wahres animal nocturnum [Nachttier]; nicht Katzen, Eulen und Fledermäuse, die bei Nacht sehn. Was aber nun erlangt er durch diesen mühevollen und freudenleeren Lebenslauf? Futter und Begattung: also nur die Mittel, die selbe traurige Bahn fortzusetzen und wieder anzufangen, im neuen Individuo. An solchen Beispielen wird es deutlich, daß zwischen den Mühen und Plagen des Lebens und dem Ertrag oder Gewinn desselben kein Verhältniß ist. Dem Leben der sehenden Thiere giebt das Bewußtseyn der anschaulichen Welt, obwohl es bei ihnen durchaus subjektiv und auf die Einwirkung der Motive beschränkt ist, doch einen Schein von objektivem Werth des Daseyns. Aber der blinde Maulwurf, mit seiner so vollkommenen Organisation und seiner rastlosen Thätigkeit, auf den Wechsel von Insektenlarven und Hungern beschränkt, macht die unangemessenheit der Mittel zum Zweck augenscheinlich.   - (wv)

Kosten-Nutzen-Rechnung (3)  Sie hatte das ganze Geld in dem Sack auf dem Rücksitz des Lincoln. Sie brauchte einen Rat und ein Versteck und beides sofort. Und da dachte Dale an Marvin Grizzard, den Zuhälter, für den sie auf den Strich gegangen war, als sie frisch von Daytona nach Miami heruntergekommen war. Wegen ihres Aussehens hatte sie von Glück sagen können, wenn sie von den kubanischen Flüchtlingen aus Mariel, die drüben in Miami Beach wohnten, zehn Dollar pro Nummer kassiert hatte. Sie war für Marvin nicht lukrativ genug gewesen, und so hatte er sie nach zwei Wochen über den Brückendamm nach Miami gefahren, sie am Biscayne Boulevard abgesetzt und sich selbst überlassen. Immerhin war er so nett gewesen, ihr einen Zwanziger zu geben, so daß sie sich ein Motelzimmer hatte nehmen können, aber er hatte ihr gesagt, daß sie mit ihrem Gesicht einfach nicht soviel Geld einbringe, daß es sich für ihn lohne, für sie zu sorgen. Das wenige, was sie pro Nacht anschaffte, reichte nicht mal für den Anwalt, dem er ein festes Honorar dafür zahlte, daß er die Mädchen aus dem Gefängnis holte, wenn die Cops von der Sitte sie aufgelesen hatten. Dale hatte es Marvin nicht verdenken können. Auf seine Art war er anständig zu ihr gewesen, aber Geschäft war Geschäft, und Marvin hatte eine Menge Kosten.   - Charles Willeford, Seitenhieb. Reinbek bei Hamburg 1996
 

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