indergeruch
So ein verschlossenes Kind, es ist zum Heulen, er hat eine schwere Kindheit
abgekriegt. Ein zeitweise schweigsames, stilles Kind, mein Stern, meine Sonne.
Ein Engelsjunge, und wie er nach Blumen duftet. Wenn ich damals, als er noch
klein war, seinen Nachttopf rausbrachte, habe ich mir immer gesagt, daß sein
Urin einen strengen Kamillengeruch hat. Wenn sein Kopf, seine Locken, lange
nicht gewaschen sind, duften sie nach Phlox. Und wenn das Kind gewaschen ist,
riecht es ganz unaussprechlich frisch. Seidenweiche Beinchen, seidenweiche Haare.
Ich kenne nichts Schöneres als Kinder! Galina, so eine Idiotin von meiner früheren
Arbeitsstelle, hat mal gesagt: Eine Tasche aus Kinderhaut müßte man haben, diese
hirnrissige Idiotin mit ihrem Traum von einer Ledertasche, dabei liebt sie ihren
Sohn selbst wie verrückt und hat seinerzeit, es ist lange her, mal erzählt,
er habe einen so süßen Po, daß man den Blick nicht davon lassen könne. Jetzt
dient dieser Po brav bei der Armee, alles zu Ende, mit den zarten Zeiten ist
es vorbei. - Ljudmila Petruschewskaja, Meine Zeit
ist die Nacht. Aufzeichnungen auf der Tischkante. Berlin 1991
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