Kammertopf  Lasset ein Gefäß mit unreinem Wasser, darinn der besudelte Hader noch lieget, einen Kohleneimer, eine Bouteille, einen Besen, den Kammertopf, oder andre dergleichen Dinge, die sich eben nicht schicken vor jedermanns Augen öffentlich hingelegt zu werden, entweder an einem finstern Orte, oder sonst auf dem dunkelsten Theile einer Hintertreppe liegen, daß sie nicht gesehen werden. Wenn denn die Leute darüber fallen, und sich beschädigen: so ist es ihre eigene Schuld.

Leeret die Kammergeschirre nicht eher aus, als bis sie ganz voll sind. Sollte sich dieses bey Abend zutragen; so giesset sie auf die Straße hinaus, des Morgens aber giesset sie in den Garten. Denn es würde eine unendliche Arbeit seyn, bey jedem solchen Vorfalle, von dem öbersten Boden des Hauses und dem höchsten Zimmer, unten in das Hinterhaus hinunter zu steigen. Waschet dieselben aber niemahls mit anderm Wasser, als eurem eigenen. Welches reinliches Mädgen wollte wohl in andrer Leute Urin herumstöhren? Es ist auch über dieses, wie ich schon vorhin bemerket habe, dieser Geruch wider alle Dünste sehr gut, deren Unbequemlichkeiten eure Damen doch sehr oft unterworfen zu seyn pflegen. - (swi

Kammertopf (2)

- N.N.

Kammertopf (3) Leutnant Dub durchzuckte plötzlich die Hoffnung, daß er Schwejk endlich wegen hochverräterischer Propaganda vors Feldkriegsgericht bekommen werde, deshalb fragte er rasch: «Sie denken also, daß ein Soldat die Patronen wegwerfen soll, so wie sie sich hier fin der Mulde wälzen, oder die Bajonette, wie Sie sie dort sehn?»

«Oh, keineswegs nicht, melde gehorsamst, Herr Lajtnant», antwortete Schwejk, freundlich lächelnd, «belieben Sie, hier auf den weggeworfenen Blechnachttopf herunterzuschaun.»

Und in der Tat, unter dem Wall wälzte sich herausfordernd ein von Rost zerfressener Nachttopf mit abgeschlagenem Email zwischen Splittern von Töpfen; diese für den Haushalt nicht mehr geeigneten Gegenstände wurden hier offenbar vom Stationsvorstand abgelagert, wohl als Material für Diskussionen der Archäologen Kiaes künftigen Jahrhunderts, die nach Auffindung dieser Siedlung ganz verblüfft sein werden, worauf man den Kindern in den Schulen von einem Zeitalter der Emailnachttöpfe erzählen wird.

Leutnant Dub schaute unverwandt auf diesen Gegenstand, konnte aber nichts tun, als einfach feststellen, daß dies wirklich einer von jenen Invaliden sei, die ihre frische Jugend unterm Bett verbracht hatten.

Das machte auf alle einen ungeheuren Eindruck, und als Leutnant Dub schwieg, sagte Schwejk; «Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, mit so einem Nachttopf is einmal im Bad Podebrad eine hübsche Hetz gewesen. Man hats bei uns auf den Weinbergen im Gasthaus erzählt. Damals hat man nämlich angefangen, in Podebrad die Zeitschrift ‹Unabhängigkeit› herauszugeben, und der Podebrader Apotheker war die Hauptperson dabei; und zum Redakteur ham sie dort einen gewissen Ladislaus Hájek Domažlicky gemacht. Und dieser Herr Apotheker, das war Ihnen so ein Sonderling, daß er alte Töpfe gesammelt hat und andere solche Kleinigkeiten, bis es ein ganzes Museum war. Und da hat sich mal dieser Hájek Domažlicky einen Kameraden, was auch in Zeitungen geschrieben hat, nach Podebrad auf Besuch eingeladen, und sie ham sich dort zusamm betrunken, weil sie sich schon über eine Woche nicht gesehn gehabt ham, und der hat ihm versprochen, daß er ihm für die Bewirtung ein Fejiton in die ‹Unabhängigkeit› schreiben wird, in diese unabhängige Zeitschrift, von der er abhängig war. Und er hat ihm, der Kamerad, so ein Fejiton geschrieben, von so einem Sammler, wie er im Sand am Strand von der Elbe einen alten blechernen Nachttopf gefunden hat und gedacht hat, daß es der Helm vom heiligen Wenzel is, und damit so ein Aufsehn gemacht hat, daß der Bischof aus Königgrätz sich ihn anschaun gefahren is mit Prozessionen und Fahnen. Der Podebrader Apotheker hat gedacht, daß es auf ihn gemünzt is, und da ham beide, er und der Hájek, eine Zwistigkeit gehabt.»

Leutnant Dub hätte Schwejk am liebsten den Hang hinuntergestoßen, beherrschte sich aber und schrie alle an: «Ich sag euch, daß ihr hier nicht unnütz herumgaffen sollt! Ihr kennt mich alle noch nicht, aber bis ihr mich kennenlernen werdet...!

Sie bleiben hier, Schwejk», sagte er mit drohender Stimme, als Schwejk mit den übrigen in den Waggon gehen wollte.

Sie blieben einander allein gegenüber, und Leutnant Dub überlegte, was er Fürchterliches sagen sollte.

Schwejk kam ihm jedoch zuvor: «Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, wenn uns wenigstens das Wetter aushalten wollt. Bei Tag is nicht zu heiß und die Nächte sind auch ganz angenehm, so daß jetzt die passendste Zeit zum Kriegführen is.» - Jaroslav Hašek, Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Reinbek 1969 (zuerst 1923)

Kammertopf (4) NACHTTOPF Pot de Chambre. Ein Gefäß, das zum Urinieren dient. Der Nachttopf, lateinisch matula, wird der Garderobe zugerechnet. Wenn die Sybariten zum Essen eingeladen waren, brachten sie Nachttöpfe mit. Man stellte sie neben sie & ersparte ihnen damit, sich vom Tisch zu erheben. Andere Völker übernahmen diesen Brauch, ebenso jenen, sie den anderen an den Kopf zu werfen, wenn es hitzig & ausschweifend wurde. Durch Schnalzen mit Daumen & Mittelfinger wies man den Diener an, er möge den Nachttopf bringen. Es gab Nachttöpfe aus Horn, Ton, Zinn, Gold oder Silber. Die Matula war für den Herrn, das Scaphium für die Dame. Der Name Scaphium, vom lateinischen Wort scapha, Boot oder Nachen, rührt von der länglichen, einem Kahn gleichenden Form her.  - (enc)

Kammertopf (5)

 - Georges Pichard

Kammertopf (6)

Alltagsdinge Schlafzimmer
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VB
Skatologische Gemeonschaften Schlafzimmer
Synonyme
Gerät, garstiges