ournalisten-Kater
Als der Reporter Leonardo Samsó seinen Artikel schrieb, hatte er
das Gefühl, unter einem riesigen Watteberg begraben
zu sein. Sein Mund war staubtrocken und sein Kopf wie leergefegt. Er hatte jeglichen
Tastsinn verloren und glaubte zu schweben. Seine
Gedanken waren weit, weit weg von dieser Welt. Menschen, die mit einem solchen
Kater aufwachen, wünschen sich nichts sehnlicher als Ruhe und Einsamkeit. Aber
oftmals verbirgt sich hinter den halbgeschlossenen Augenlidern und den schwerfälligen
Bewegungen eine ungeheure innere Unruhe - zähflüssig wie brennende Lava, die
alles zerstört. Der geduldige Mensch wird sich dieser Unruhe nicht bewußt werden,
besonders dann nicht, wenn er sich den ganzen Tag lang vom Fernseher hypnotisieren
läßt. Derjenige aber, der eine kreative Tätigkeit ausübt, wird feststellen können,
daß sein Werk unerwartet giftig ausfällt. Wahrscheinlich wird er sich nicht
einmal daran erinnern, daß ihn jemand in der vergangenen Nacht als Affen beschimpft
hat, und er wird auch dem Inhalt seines Artikels, der anscheinend reine Routinearbeit
ist, keine besondere Aufmerksamkeit schenken. Erst am darauffolgenden Tag, wenn
er dann seinen Artikel in der Zeitung sieht, wird er, wie so oft, seine Sünden
bereuen. Dann wird es schon zu spät sein, aber schließlich und endlich, so wird
er sich sagen, ist alles halb so wild. -
Andreu Martín, Hammerschläge. Bühl-Moos u. Baden-Baden 1991
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