öhepunkt   Die menschliche Sexualität ist eine Sisyphosiade, ein Impotenz-Traum. Unentwegt strebt sie einem Höhepunkt von Natur entgegen, zu dem es uns hinaufzieht mit Versöhnung versprechender Kraft. Jedoch den Höhepunkt seiner Natürlichkeit zu erleben, ist dem Mängelwesen nicht verstattet: es erreicht ihn nie. Oder etwa in der kurzen, eine halbe Sekunde währenden Bewußtseinstrübung auf dem Überroll des Orgasmus? Und wenn es, wie die meiste Zeit, zur glücklichen Ohnmacht nicht langt, die Seligkeit zwei Zentimeter flacher ausfällt? Das Glück schafft Maßstäbe und Werteskalen, das Relative ist immer zur Stelle und erkennt keinen wirklichen Höhepunkt an. Auch daher das schallende Gelächter des Teufels, das, einem alten Wort zufolge, nach jedem Beischlaf uns verhöhnt. - Botho Strauß, Paare, Passanten. München 1984 (dtv 10250, zuerst 1981)

Höhepunkt (2)   Bei acht Treffern und nur zwei signifikanten Fehlprognosen (ein zu gleichmäßiges und bemerkenswertes Muster, um es aus statistischer Sicht als Zufallsergebnis abzulehnen) kommt es alle 26 Millionen Jahre zu einem Höhepunkt der Massenaussterben; alle vorher bekannten Katastrophen liegen genau auf den Höhepunkten dieses 26-Millionen-Jahre-Zyklus. - Stephen Jay Gould, Das Lächeln des Flamingos. Basel, Boston, Berlin 1989

Höhepunkt (3)   Manchmal blieb er den ganzen Nachmittag über am Tisch sitzen, aber meistens ging er gegen drei Uhr hinauf in seine Wohnung und kam um sechs Uhr wieder herunter: Es war der große Augenblick seines Tagesablaufs, die Zeit seiner Partie Tricktrack mit Morellet. Sie spielten beide mit einem verbissenen Fanatismus, unterstrichen von Ausrufen, Flüchen, Beleidigungen und Zwistigkeiten, was bei Morellet überhaupt nicht verwunderte, bei Win-ckler aber völlig unverständlich schien: Er, der von einer Ruhe war, die schon an Apathie grenzte, von einer unbedingt zuverlässigen Sanftmut und Resignation, er, den niemand je hatte zornig werden sehen, er war imstande, wenn Morellet zum Beispiel aussetzte und eine Doppel-Fünf zog, was ihm erlaubte, seinen Postillon (den er hartnäckig »Jockey« nannte, und zwar auf Grund einer angeblich etymologischen Strenge, die er aus sehr zweifelhaften Quellen bezog, wie etwa dem Almanach Vermot oder der Rubrik »Vergrößern Sie Ihren Wortschatz« des Read-er's Digest) beim ersten Zug einzubringen, war also imstande, mit beiden Händen das Spiel zu packen und es in die Ecke zu feuern, wobei er den armen Morellet einen Falschspieler nannte und so einen Streit vom Zaun brach, den zu schlichten die Gäste des Lokals oft lange brauchten. Meistens wurde der Streit trotz allem schnell beigelegt, damit die Partie fortgesetzt werden konnte, bevor sie, wieder Freunde geworden, zusammen ihr Kalbskotelett mit Muschelnudeln oder ihre Leber mit Püree aßen, die Madame Riri eigens für sie zubereitete. Aber mehrere Male ging der eine oder andere türschlagend hinaus, wobei er sich gleichzeitig um Spiel und Abendessen brachte.  - (per)

 

Punkt Gipfel Höhe

 

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