aushälterin  Eine geborne Nürnbergerin, welche sich Nannette Schönleben, geborne Steinacker nannte, eine bereits gegen das fünfzigste Jahr vorgerückte Wittwe, hielt sich im Jahre 1807 zu Pegnitz (im Baireuther Oberlande) auf, wo sie vom Stricken sich ernährte und sich durch ihr Betragen allgemeine Zuneigung erwarb. Ihrem guten Rufe verdankte sie es, daß sie von dem Justizamtmann Wolfgang Glaser, welcher damals zu Kasendorf und von seiner Gattin getrennt lebte, am 25. März 1808 als Haushälterin in Dienst genommen wurde. Wenige Monate nachher (22. Juli) vereinigte sich Glaser von Neuem mit seiner Gattin, die seit ihrer Trennung zu Grieshaber (bei Augsburg) bei ihren Verwandten gelebt hatte. Allein diese gesunde, kräftige Frau wurde nicht lange nach ihrer Rückkehr plötzlich von heftigem Brechen, Diarrhöe u. dgl. befallen und starb am 26. August, vier Wochen nach jener Wiedervereinigung mit ihrem Ehemanne.

Hierauf verließ die Schönleben Glasers Dienste und wurde bereits am 25. September von dem noch unverheiratheten Justizamtmann Grohmann zu Sanspareil als Haushälterin aufgenommen. Dieser, obgleich erst 38 Jahre alt und von starkem, vollsaftigem Körperbau, war ein kränkelnder Mann, litt schon seit mehreren Jahren vorzüglich an Gicht und mußte öfters das Bett hüten, wobei sich die Schönleben immer als äußerst sorgsame Krankenpflegerin erwies. Im Frühlinge des Jahres 1809 erkrankte er jedoch heftiger als je und zwar unter mehreren Erscheinungen, welche sich bei früheren Krankheitsfällen nicht gezeigt hatten. Außer heftigem Erbrechen, Schmerzen in den Gedärmen, wiederholten Stuhlgängen und äußerst trockener Haut zeigte sich eine Entzündung des Schlundes, die sich bis zum Ausgange des Afters zu erstrecken schien; dabei außerordentliche Schwäche, unauslöschlicher Durst, pelzichte Gefühle in den Gliedern. Er starb am 8. Mai nach eilftägiger Krankheit, und seine Haushälterin, welche auch in dieser letzten Krankheit ihn auf das Sorgfältigste verpflegt, ihm jedesmal selbst das Bett gemacht, ihm die Arzeneien selbst gereicht hatte, zeigte sich über diesen Verlust untröstlich, Daß der schon so lange kränkelnde Grohmann nur eines natürlichen Todes gestorben sei, galt für eine ausgemachte Sache und Niemand, selbst nicht die Ärzte, ahneten auch nur die Möglichkeit des Gegentheils.

Die Schönleben war nun wieder außer Dienst. Allein der Ruf ausgezeichneter Geschicklichkeit, sowie ihre Menschenfreundlichkeit, Dienstgefälligkeit und Aufmerksamkeit als Krankenpflegerin verschafften ihr sogleich ein neues Unterkommen. Die Gattin des Kammeramtmanns Gebhard sah, als Grohmann starb, ihrer baldigen Niederkunft entgegen und ersuchte die jetzt dienstlose Schönleben, ihr als Haushälterin und Wärterin in dem Wochenbette beizustehen. Diese, gegen Jedermann gefällig und dienstfertig, ließ sich dazu willig finden und hielt sich seit dem Tage der Niederkunft, theils das Hauswesen besorgend, theils der Wöchnerin und ihres Kindes wartend, in dem Gebhard‘schen Hause auf. Die Niederkunft war am 13. Mai 1809 erfolgt; Mutter und Kind befanden sich wohl. Allein am dritten Tage erkrankte die Wöchnerin. Die Zufälle wurden von Tag zu Tag heftiger. Nach gewaltigem Erbrechen, großer Unruhe, qualvoller innerer Hitze, außerordentlicher Entzündung des Schlundes u. s. w. und, nachdem die Kranke Nachts zuvor in der Angst ihrer Schmerzen ausgerufen hatte: »Um Gottes willen! ihr habt mir Gift gegeben !« starb sie am 20. Mai, sieben Tage nach ihrer Niederkunft. Da die Gebhard von jeher schwächlicher Leibesbeschaffenheit, mit dem Bandwurm behaftet, überdies im Wochenbette gestorben war, so schöpfte auch bei ihrem Tode Niemand einen Argwohn, und ihre Leiche wurde, wie die der Glaser und des Grohmann, ohne weiteres begraben.

Der nun verwittwete Kammeramtmann Gebhard, in Verlegenheit um sein Hauswesen und um das Wochenkind, welches ihm die Verstorbene hinterlassen hatte, glaubte nichts Besseres thun zu können, als die Schönleben nunmehr als seine Haushälterin förmlich anzunehmen. Mehrere Personen suchten ihn zwar hierüber bedenklich zu machen: — »diese Schönleben, wohin sie auch komme, bringe sie den Tod mit sich in das Haus, nun seien schon in ganz kurzer Zeit drei junge Personen, bei welchen die Schönleben in Diensten gewesen, hinter einander gestorben.« Niemand sprach dieses jedoch als eine Beschuldigung aus; diese Warnungen gaben sich für mehr nicht als für dunkele Ahnungen, oder für die abergläubische Besorgniß eines unheilbringenden sympathetischen Einflusses jener Person auf diejenigen Menschen, denen sie beständig nahe sei. Das überaus gefällige Betragen, der Anschein von Gottesfurcht, Rechtschaffenheit, Demuth und Menschenfreundlichkeit dieser Schönleben schützte sie überdies schon von ferne gegen jeden möglichen Verdacht. Und so blieb sie mehrere Monate bei Gebhard als Haushälterin, unangefochten und unverdächtigt. - Anselm von Feuerbach, Merkwürdige Verbrechen. Frankfurt am Main 1993 (Die Andere Bibliothek 98, zuerst 1828 f.)

Haushälterin (2)  Heute früh Fräulein Minck  zum zweitenmal dabei ertappt, daß sie in ihrem verschlossenen Zimmer eine trächtige Katze hat; auf ihrem Bett lagen fünf Junge, und das, nachdem sie mir geschworen hatte, sie wisse nicht, wo diese Katze sei. Ich mußte mich mit ihr raufen, sonst wäre es mir nicht gelungen, ihre Fensterladen aufzubrechen. Nicht genug damit, daß sie das Haus im Zustand eines Misthaufens beläßt, sie muß auch noch Katzen aufziehen, während mir unablässig welche über das Gittertor geworfen werden. Arme Irre, Lügnerin und Schlampe! Ich habe sie von der Straße aufgelesen, und sie benimmt sich so. Ich habe ihr heute früh bis sechs Uhr abends Zeit gelassen, das Haus zu räumen. - (leau)

Haushälterin (3)  Unser General ist Junggeselle. Sein Haus ist gastfrei, Diener hat er so viele wie Hunde, aber keine Frau, niemanden, der achtgibt. Dabei sind seine Leute ausgelassen und ungehorsam... und werden von einer Frau kommandiert, der Haushälterin Wera Nikitischna. Sie brüht den Tee und bestimmt das Mittagessen und schreit die Diener an ... Bruder, ich sage dir, ein schlechtes Weib, ein giftiges, wie der wahre Satan sieht sie aus. Dick ist sie, rot, und kreischen tut sie ... Wenn sie jemanden anschreit oder wenn sie zu lamentieren beginnt - das ist, um die Heiligenbilder aus der Stube zu tragen. Und dabei ist es weniger das Geschimpfe als eben das Gekreisch. Herr, mein Gott! Keinen ließ sie ungeschoren. Nicht nur auf die Bedienten, nein, auch auf mich hatte sie es abgesehen, die Bestie ... Na, warte nur, dachte ich: ich finde schon noch eine Minute, da werde ich alles dem General berichten. Er geht völlig in seinen Pflichten auf, dachte ich, er sieht nicht, wie du ihn bestiehlst und die Leute schindest, aber wart nur, dem werd ich schon die Augen öffnen. Und ich habe sie ihm auch geöffnet, Bruder, und zwar so geöffnet, daß ich meine Augen selber dabei fast für immer schließen mußte, es wird mir noch heute, wenn ich daran denke, ganz anders zumute. Ich ging einmal den Gang entlang, da hörte ich plötzlich ein Gekreisch. Anfangs dachte ich, ein Schwein würde geschlachtet, doch dann merkte ich, daß es Wera Nikitischna war, die jemanden beschimpfte: ‹Du Ausgeburt! Du Mistvieh! Du Satan!‹ Wer mag das wohl sein? dachte ich. Plötzlich sehe ich: die Türe geht auf, und heraus fliegt unser General, ganz rot, die Augen hervorgequollen und die Haare zerzaust, als hätte der Leibhaftige hineingeblasen. Sie aber ruft ihm nach: ‹Du Mistvieh! Du Satan!›

»Das kann unmöglich wahr sein!«

»Ehrenwort. Ich kam ordentlich in Schweiß. Er lief in sein Zimmer, ich aber stand auf dem Gang wie ein Tölpel und begriff rein gar nichts. Ein gewöhnliches, ungebildetes Weib, eine Köchin, ein Dreck - und erlaubt sich solche Worte und Handlungen! Schließlich dachte ich, der General habe sie sicherlich entlassen wollen, sie jedoch habe die Gelegenheit, daß kein Zeuge da war, dazu benutzt, ihm alles mit Zinsen heimzuzahlen. Da sie ja doch weg muß! Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten ... Ich trat also in ihr Zimmer und fuhr sie an: ‹Wie darfst du es wagen, du Schlampe, einer hochgestellten Persönlichkeit solche Worte zu sagen! Du dachtest wohl, weil er ein schwacher Greis ist, es sei niemand da, der für ihn eintritt‹. Das sagte ich, weißt du, und haute ihr zweimal in die fette Fresse. Aber Brüderchen, das Geschrei, das sie ausstieß, das Gekreisch, o daß dich! Ich stopfte mir die Ohren zu und ging in den Wald.  - (tsch)

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