ehabte Er
hatte unzählige Frauen besessen. Magere, äußerst reizbare, die ihn mit ihren
hageren Gliedern umklammerten, als wenn sie ihn peitschten; dicke, leidenschaftlich
animalische, die ihm ein Gefühl verursachten, als würde er gegen die geschwellten
Segel eines Schiffes gepreßt. Er hatte Hysterikerinnen gehabt, bei denen es
angeraten schien, den Revolver unter das Kopfkissen zu legen; kalte Naturen,
die, während er sie nahm, im Geiste Hüte und Kleider entwarfen; Sentimentale,
die im schwierigsten Augenblick zärtlich vom Sterben sprachen. Er hatte Bologneserinnen
gehabt, die den unberechtigten Ruf genießen, raffiniert und pervers zu sein;
Römerinnen, die mit stereoskopischer Genauigkeit Eifersucht simulierten; Araberfrauen,
die die Syphilis nicht haben, sondern nur jemandem anhängen. Er hatte Damen
kennengelernt, die zu einem Mann, der sie vergewaltigt, das heißt, der ihnen
ermöglicht zu funktionieren, sagen: «Danke, du hast mir einen Dienst erwiesen;
ich bin dir verbunden.» Er hatte höchst ehrenwerte Frauen gehabt, die sich nur
aus Liebe hingaben, die ihn aber finanziell schwerer geschädigt hatten als die
teuersten Kokotten; denn die Liebe dieser Frauen ist wie die Gastfreundschaft
mancher großer Herren, die ihre Gäste durch Unkosten für Revanche und Trinkgelder
für die Dienstboten ruinieren. -
Pitigrilli, Betrüge mich gut. In: P., Betrüge mich gut. Reinbek bei
Hamburg 1988 (rororo 12179, zuerst 1922)
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