ntdecker Ich
bin zwar ein Ungebildeter und Gutsbesitzer alter Schule, dennoch beschäftige
ich alter Taugenichts mich mit der Wissenschaft und Entdeckungen, die ich eigenhändig
hervorbringe und stopfe meinen ungeschickten Kopf, meinen wilden Schädel voll
mit Gedanken und Komplekten größter Kenntnisse. Mutter Natur ist ein Buch, das
man lesen und sehen muß. Ich habe viele Entdeckungen mit dem eigenen Kopf durchgeführt,
Entdeckungen, wie sie noch kein einziger Reformator erfunden hat. Ich sage es
ohne jede Prahlerei, daß ich nicht zu den Letzten gehöre bezüglich der Bildung,
erworben durch Schwielen und nicht durch Reichtum der Eltern d. h. des Vaters
und der Mutter oder des Vormunds, die ihre Kinder häufig zugrunderichten vermittels
Reichtum, Luxus und sechsstöckigen Häusern mit Sklaven und elektrischen Klingeln.
Hier was mein Groschenverstand entdeckt hat. Ich habe entdeckt, daß unsere große
feurige strahlende Chlamys die Sonne am hl. Ostersonntag früh morgens bemerkenswert
und malerisch spielt in den verschiedensten Farben und mit ihrem wunderbaren
Flimmern einen spielerischen Eindruck hervorruft. Eine andere Entdeckung. Weshalb
ist im Winter der Tag kurz, die Nacht hingegen lang, und im Sommer ist es umgekehrt?
Im Winter ist der Tag deshalb kurz, weil er sich gleich allen übrigen sichtbaren
und unsichtbaren Gegenständen vor Kälte zusammenzieht und deshalb, weil die
Sonne früh untergeht, und die Nacht sich vom Anstecken der Lichter und Laternen
ausdehnt, weil sie sich erwärmt. Dann habe ich noch entdeckt, daß die Hunde
im Frühling Gras fressen gleich den Schafen und daß der Kaffee für Menschen
die zum Schlagfluß neigen, schädlich ist, weil er Schwindel erregt im Kopf,
in den Augen dagegen einen trüben Blick und dergleichen Ähnliches mehr. Ich
habe viele Entdeckungen außer diesen gemacht, obwohl ich keine Attestate und
Zeugnisse besitze. - Anton Tschechow, Brief an einen gelehrten Nachbarn, nach: Das Tintenfaß 4. Zürich
1981
Entdecker (2) »Eine
schwarze, an einem Schlittenständer befestigte Flagge! In der Nähe ein
verlassener Lagerplatz - Schlittengeleise und Schneeschuhspuren kommend
und gehend - und die deutlich erkennbaren Spuren von Hundepfoten - vieler
Hundepfoten - das sagte alles. Die Norweger sind uns zuvorgekommen - Amundsen
ist der erste am Pol! Eine furchtbare Enttäuschung! Aber nichts tut mir
dabei so weh als der Anblick meiner armen, treuen Gefährten! All die Mühsal,
all die Entbehrungen, all die Qual - wofür? Für nichts als Träume, Tagträume,
die jetzt zu Ende sind. ... Mir graut vor dem Rückweg.«
- Robert F. Scott, nach (meer)
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