auernpredigt  Die Katz hat einen dicken Kopf, der voll Arglistigkeit stecket. Sie drehet ihre falschspielenden Augen mit veränderlichen Farben herum, sie blinket mit selben und stellet sich, als ob sie einschlummern wollte: aber sie lauret nur auf alles, was um sie ist. Ebenso sagt man: ein Bauer, ein Lauer! Und so einfältig ihr hängohrige Schelme euch anstellet, so tragt ihr doch tausend Arglist in euerm Dickkopf herum. Der Bauer ist derzeit auf List und Betrug so trefflich abgerichtet, daß er manchen Metzger oder Trödel-Juden aus der Stadt zu hintergehen weiß. Es schaut dem Bauern die Schelmerei zu den Augen heraus wie einer bösen Feldkatze. Eben dieses Tier hat scharfe Klauen, mit welchen es seinen Feind anfallet, zerkratzet, verwundet, auch würgt und tötet.

Nicht viel besser machen es die Bauernknecht, wenn sie im Wirtshaus oder auf der Gasse zusammen kommen, dort, wenn ihnen Bier oder Branntwein in den Kopf steiget oder wenn sie die Eifersucht hitzig macht: Da fallen sie einander an wie die Katzen, sie zerkratzen, zerschlagen, zerreißen sich selbst einander die Goschen, daß ihnen zuweilen die Augen aus dem Kopf und die Fetzen über die Wangen herabhängen.

Ihr Bauernknecht seid oft ärger als rumpfende Wildkater, die nur im Märzen oder irgendwann das Jahr hindurch nochmal rammeln und über die Dächer zu ihrer Kätzin aussteigen; aber ihr stehlt euch oft alle Nacht oder doch alle Wochen zum Haus hinaus: Ihr lauft Stunden weit, hitziger als die geilen Kater, Stunden weit zu euren Schleppsäcken; ihr steiget wie die Katzen bis zu den Fenstern auf, wo eure Stand-Huren ihr Lager haben; ihr seid ärger als die Katzenschwänze.

Noch nicht genug! Ihr gleichet auch den Katzen im Stehlen: Die Katz mauset gern, wieviel gibt es unter euch solche Mauser, die heimlich dem Bauern oder dem Pfarrer oder dem Herrn, wo sie dienen, das Getreide von den Kästen oder Tennen wegstehlen? Ihr mauset den Gott gewidmeten Zehnten vom Feld weg; ihr steigt nächtlicherweil in Kraut- und Obstgärten und stehlt nicht nur soviel wie die Katzen, was ihr fressen mögt, sondern so viel, daß ihr es wegzutragen kaum im Stande seid; ihr zwacket und veruntreuet wie diebische Katzen bei jeder Gelegenheit so viel wie möglich, damit ihr von dem Raub eure Menscher kleiden, ihre unzüchtigen Dienste belohnen, auch an Sonn- und Feiertagen mit selben auf fremde Kosten fressen, saufen und tanzen möget. Ihr seid schon die rechten Katzenschwänz! Ihr wißt um die Bäuerin im Haus oder um die Dirn wie die Katzen herumzustreichen, bis ihr selbe endlich verführet und zu Fall bringet.

Aber ich fürchte, es wird einstens der Teufel jener Kürschner sein, der euch den Balg ausziehet und den Kern eures sündhaften Fleisches den Höllenhunden aufzufressen vorwerfen wird. Es ist die Falle schon aufgerichtet: Nämlich der Tod geht euch auf dem Fuß nach, ihr seid nicht sicher, ob ihr nicht in den fürchterlichen Landfahnen weggenommen oder sonst irgendwann im Rausch ersauft oder im Raufen umgebracht werdet, alsdann wird es heißen:

Jetzt gehen dem Katzenschwanz die Haar aus. Aber was nutzt die späte Reue, das nichtswerte Jammern, wenn ihr auf der höllischen Glut werdet den Arsch schon verbrannt haben? Habt ihr mich nun verstanden, was ein Katzenschwanz sei oder sagen will? Wenn ihr dieses alles recht überleget, so wird euch ein heiliger Schauer überfallen, wenn ihr nur an das bloße Wort Katzenschwanz denkt.

Aber jetzt kommt erst das gröbste, es ist eine Schand, daß ich es in der Kirchen sagen muß. Doch, weil es zu eurer Verbesserung angesehen ist, so wage ich es, endlich auch das Wort Sauschwanz von der Kanzel mit donnernder Stimme über euch herabzuwerfen, welches ihr mit begierigen Ohren auffangen sollet. - (kal)

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