Atom  Die Körper sind teils Zusammensetzungen, teils solche, aus denen die Zusammensetzungen gebildet sind. Die letzteren (die Atome) sind unteilbar (unzerlegbar, unsprengbar) und unvergänglich, wenn anders nicht alles in das Nichtseiende vergehen, sondern gewisse Elemente festen Bestand haben sollen bei den Auflösungen der Zusammensetzungen, ihrer Natur nach undurchdringlich und keine Möglichkeit irgendwelcher Auflösung bietend. Die Urbestandteile müssen also notwendig unzerlegbare körperliche Wesenheiten sein.

Und ferner ist das All auch unendlich, denn alles Begrenzte hat ein Äußerstes. Das Äußerste aber setzt immer etwas anderes neben ihm voraus, mit dem es verglichen wird (neben dem All aber gibt es nichts, was mit ihm verglichen werden könnte). Es hat also kein Äußerstes und demnach auch kein Ende. Hat es aber kein Ende, so muß es eben unendlich und nicht begrenzt sein. Und zwar muß diese Unbegrenztheit des Alls sich sowohl auf die Menge der Körper beziehen wie auf die Größe des leeren Raumes. Denn wäre der leere Raum unendlich, die Körper aber von endlicher Zahl, so würden die Körper nirgends zur Ruhe kommen, sondern zerstreut über den unendlichen Raum hin sich fortbewegen, da sie nichts fänden, was ihnen Halt böte und durch den Anprall sie zum Stillstand brächte. Und wäre anderseits der leere Raum begrenzt, so wäre für die unzähligen Körper kein Unterkommen vorhanden.

Zudem sind die dichten (undurchdringlichen) Atomkörperchen, aus denen die Zusammensetzungen sich bilden und in welche sie sich auflösen, unerfaßbar in den Unterschieden ihrer Gestalten. Denn unmöglich kann die unendliche Mannigfaltigkeit der sinnlichen Erscheinungen aus einer für unseren Verstand erfaßbaren Zahl von Gestalten entstanden sein. Und für jede Gestaltung sind die Atome als solche schlechtweg unendlich, den Formunterschieden nach aber sind sie nicht schlechtweg unendlich, sondern nur für unsern Verstand unerfaßbar.

Die Atome bewegen sich aber unablässig, und die einen bleiben immer in weiter Entfernung voneinander, während die anderen eine vibrierende Bewegung annehmen, wenn sie durch die Verflechtung in eine schräge Lage gebracht worden sind oder von denen, welche Anlage zur Verflechtung haben, eingeschlossen werden. Denn einerseits wirkt die Natur des Leeren auf die Trennung der einzelnen Atome voneinander hin, da sie nicht imstande ist, einen hemmenden Halt zu bieten, anderseits bewirkt die den Atomen innewohnende Härte beim Zusammenstoß den Abprall, soweit die Verflechtung den Rücktritt aus dem Zusammenstoß gestattet. Einen Anfang dafür gibt es nicht, da die Atome und das Leere von Ewigkeit her sind.  - Epikur, nach (diol)

Atom (2)  Ferner muß man sich mit der Ansicht vertraut machen, daß die Atome keinerlei Eigenschaften der Sinnendinge an sich tragen außer Gestalt, Schwere, Größe und dem, was mit der Gestalt notwendig verknüpft ist. Denn jede Eigenschaft verändert sich; die Atome aber verändern sich nicht, denn bei allen Auflösungen des Zusammengesetzten bleibt immer etwas Festes und Unauflösbares bestehen, vermöge dessen die Veränderungen nicht ins Nichtseiende vor sich gehen und ebensowenig aus dem Nichtseienden, sondern in der Regel durch Umgruppierung, manchmal auch durch Zugang und Abgang. Daher sind die der Umstellung unterliegenden Elemente notwendig unvergänglich und ihrer Natur nach keiner Veränderung fähig; doch muß es auch Atomgruppen und eigenartige Gestaltungen geben, die gleichfalls dauernden Bestand haben. Denn auch bei den Umgestaltungen, die sich vor unseren Augen vollziehen, wird die Form als das Innewohnende aufgefaßt, während die Beschaffenheit nicht, wie es bei jener Form der Fall ist, dem sich Verändernden bleibend innewohnen, sondern aus dem ganzen Körper entweichend dahinschwinden. Jenes Zurückbleibende (die Atomgruppen und die Gestaltungsformen) ist ausreichend, um die Artunterschiede in den Zusammensetzungen zu erzeugen; denn irgend etwas muß zurückbleiben und vor dem Untergang ins Nichts gesichert sein.  - Epikur, nach (diol)

Atom (3)
 

Unteilbarkeit Materie

 

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