ärter   »Ich schätze, Toryville ist die nächste Stadt: ein Hort der Schlechtigkeit, ein Greuel in den Augen des Herrn,« sagte der Alte düster.

»Was ist denn so schlimm an Toryville?«

Der Alte ballte seine runzligen Fäuste vor Ärger, seine Nase begann zu zittern. »Was dort los ist?« Er holte tief Atem. »Das ist ein verdammtes Sodom und Gomorrha, ein Ort des Bösen, ein fauler Gestank in den Nasenlöchern des Herrn. Aber er wird sie bestrafen, die Männer, die sich in Trunkenheit wälzen und in der Lust ihrer Lügen schwelgen, und er wird sie in seiner Hand zerquetschen, die Huren und anderen Weibsbilder und die Ehebrecherinnen mit ihren weißen, weichen Körpern, nackt unter den dünnen Fetzen, die sie tragen, und die bloß bis zu ihren Knien reichen.«

»Woher wissen Sie, daß sie darunter nackt sind?« erkundigte sich Crane.

»Ich weiß es eben«, sagte der Alte. »Ich habe sie gesehen, als sie nicht wußten, daß ich und der Herr sie beobachteten.«

»Weshalb haben Sie sie beobachtet?«

»Ich beobachte sie und alle anderen auch.« Der Alte steckte seinen Kopf durch die Gitterstäbe. »Manche sind verrückt, andere nicht. Ich bin bevollmächtigt vom Herrn, die einen von den anderen zu unterscheiden.«

»Wer von uns ist verrückt?« fragte William Crane.

Der Alte sagte: »Sie sind es. Ich bin ein Wärter.«   - Jonathan Latimer, Mord bei Vollmond. Zürich 1991 (zuerst 1935)