abakladen
Als wieder einer mit seinem Motorrad zwei Millimeter vor unseren
Zehen hielt, wettete ich, daß ich mit seiner Maschine
innerhalb einer Stunde 200 Mark von Straubing hole. In Straubing trat ich in
einen Tabakladen, wo es auch Spirituosen gab und wollte mir um meine zwei Mark
eine Flasche Wein kaufen, mir Mut anzutrinken, da die Inhaberin gerade einen
Geldbeutel in eine Handtasche tat. Sie kehrte mir den Rücken zu, dachte ich
mir: Gehst hinter die Theke und hältst ihr den Mund zu. Sie wollte mir Herr
werden und lief schon der Tür zu, da ich ihr nachbin und sie am Hals gehalten
habe. Ich habe sie gewürgt, bis sie leblos zu Boden ging. Weil ich ihr Gesicht
nicht mehr anschauen konnte, legte ich einen großen Aschenbecher drauf. Ich
packte das Geld und hatte 360 Mark. Sie muß dann nicht mehr zu sich gekommen
sein. Ich würgte sie mit beiden Händen, weil ich mir dachte: Wenn sie davonkommt,
komme ich auf. So kam ich nicht auf. Ich war ziemlich klar im Kopf, als ich
160 Mark zurückbehielt. Ich schob diesen Rest abzüglich 100 Mark der Lieben
Frau zu, damit sie mich nicht verriet. Christ bleiben, aber für keine menschliche
Ordnung kämpfen, war meine Devise. - Herbert Achternbusch, Die Stunde des
Todes. Frankfurt am Main 1975
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