Morgenlicht  Ich wachte auf und sah das Morgenlicht in den Spalten der Jalousie. Ich kam von so tief innen aus der Nacht, daß es wie ein Erbrechen meiner selbst war, das Entsetzen, einen neuen Tag mit dem gleichen Auftakt, mit derselben mechanischen Gleichgültigkeit wie immer auf mich zukommen zu sehen: Bewußtsein, die Empfindung von Licht, Öffnen der Augen, Jalousie, die Morgendämmerung.

In dieser Sekunde, in der Allwissenheit des Halbschlafs, ermaß ich die ganze Entsetzlichkeit dessen, was die Religionen so sehr erstaunt und entzückt: die ewige Vollkommenheit des Kosmos, die unaufhörliche Drehung der Erdkugel um ihre eigene Achse. Ekel, unerträgliche Empfindung von Zwang. Ich hin gezwungen zu ertragen, daß die Sonne jeden Tag aufgeht. Es ist ungeheuerlich. Es ist unmenschlich.

Bevor ich wieder einschlief, erdachte ich mir (sah ich) ein plastisch sich veränderndes Universum voll des wunderbaren Zufalls, einen elastischen Himmel, eine Sonne, die plötzlich ausfällt oder stillsteht oder das Aussehen verändert, Ich ersehnte die Auflösung der harten Konstellationen, dieser schmutzigen Lichtreklame des Göttlichen Uhrmacher-Trusts.  - (ray)

 

Morgen Tageslicht

 

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