Likör  zwei Tische weiter saßen zwei Damen und beanspruchten Rottenkopfs Interesse, eine große stattliche Dame mit Pelzjacke von etwa sechzig und eine kleine zierliche in einem roten Dirndlkleid von etwa fünfzig, sie tranken blauen Likör, den die große, ältere mit rauher, tiefer Stimme bestellte. Rottenkopf sagte sich: wenn ich genauer hinsehen würde, könnte ich wissen, daß sie außer der männlichen Kutscherstimme auch männliche Gesichtszüge hat, die durch ihr langes, gewelltes Haar weiblich wirken, daß ihre Bewegungen an einem Mann weibisch waren, jedoch an einer Frau männlich sind, und daß ihr Oberkörper, den eine weiße, weite Bluse mit 'Rüschen vor dem Hals umgibt, hart und grob zu sein scheint.

die beiden Damen begannen nun ihr Wesen zu verändern, indem sie ein Lied sangen, das Frantek sie gelehrt haben könnte, nachdem sie eine gewisse Menge blauen Likörs getrunken hatten, sie sangen:

komm mein Schatz
wir trinken ein Likörchen
komm mein Schatz
ich mach Dir was ins Öhrchen

danach begannen sie zu tanzen, veränderten sich also zum zweiten Male und mit sich das ganze Lokal; getreu dem Lehrsatz des Breton. Rottenkopf, der zwar höflich blieb und nicht hinschaute, wußte dennoch, wie die Dinge sich verhielten, die große stattliche Frau hatte vor Jahren die Veranlagung gehabt, nicht Frau zu werden, sondern Mann zu bleiben, nun aber trug sie Frauenkleider schon so lange sie denken konnte, hatte nur Freundinnen, ging zum Pinkeln aufs Damenclo und was Rottenkopf nicht wußte, hätte ich ihm sagen können:

selbst wenn niemand abstreiten wollte, daß sie ein Mann ist, der Frauenkleider trägt so lange sie denken kann und sich immer als Frau gefühlt hat, dann besteht doch die Möglichkeit, daß sie sich eines Tages bei der Begegnung mit einer Frau als Frau fühlen wird, die sich als Mann fühlt; denn wenn die Möglichkeit besteht, daß sich eine Frau durch die Begegnung mit einer Frau als Mann fühlt - was niemand abstreiten wird - dann muß diese Verwandlung auch einer Frau gestattet sein, die anfangs wie ein Mann gewesen ist. Rottenkopf dachte: die Frau als Mann als Frau als Mann würde sich auch nach dieser Begegnung, möglicherweise aus Gewohnheit, ihrer Freundinnen wegen oder auch nur, weil die unerwartete Begegnung mit einer Frau im roten Dirndl ihre Vorliebe für Frauenkleider nicht beseitigt hatte, wie eine Frau kleiden, die Damentoilette benutzen und Likör trinken, den sie sich und ihrer Begleiterin mit männlich rauher Stimme bestellen würde, das alles brauchte die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß die dreiköpfige Frau (als Mann als Frau als Mann) und ihre zierliche Begleiterin ein fast ganz gewöhnliches Ehepaar sind, wie es allenthalben anzutreffen ist    - Peter O. Chotjewitz, Hommage à Frantek. Nachrichten für seine Freunde. Reinbek bei Hamburg 1965

Likör (2)

Likör (3)  Geradezu entmutigende Erfahrungen mit den Gelbfußtermiten hat der für die Ungezieferbekämpfung zuständige Insektenkundler Udo Sellenschlo vom Hygienischen Institut Hamburgs gemacht. Mit keinem der gängigen Schädlingsgifte, auch nicht durch Begasung, konnte er die Tiere bisher vertreiben, geschweige denn vernichten. »Insektizide trinken sie wie Likör«, stellt Sellenschlo resignierend fest.  - Theo Löbsack, Das unheimliche Heer. Insekten erobern die Erde. München 1991 (dtv 11389)

 

Trinken

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme