eib
des Herrn
In einer Stadt, die zu nennen nicht frommt, wie das Gebot der Liebe
und die Vernunft es befiehlt und rät, nahm eine Hexe den Leib des Herrn, und
plötzlich sich verneigend, wie es die verfluchte Weiberart ist, brachte sie
das Kleid an den Mund, nahm den Leib des Herrn (aus dem Munde) heraus,
wickelte ihn in das Tuch und legte ihn, also vom Dämon unterwiesen, in einen
Topf, in dem eine Kröte war, und verbarg ihn in der
Erde im Stalle nahe bei der Scheune ihres Hauses, unter Beifügung sehr vieler
anderer Dinge, mit denen sie ihre Hexentaten hätte vollbringen sollen; aber
durch die Liebe Gottes ward eine so schwere Tat entdeckt und kam an's Licht.
Denn am folgenden Tage, als ein Taglöhner am Stalle vorbei nach seiner Arbeit
ging, hörte er eine Stimme, wie von einem heulenden Kinde; und als er näher
trat, bis er zum Estrich gekommen war, unter dem der Topf verborgen lag, hörte
er um so deutlicher; und in der Meinung, ein Kind sei dort von einem Weibe vergraben,
holte er den Schulzen oder Ortsvorsteher und erzählte die Geschichte, die seiner
Meinung nach von einem Mörder begangen war. Nachdem jener schnell Diener geschickt
hatte, fand sich, daß es so war, wie er erzählte. Sie wollten aber das Kind
nicht ausgraben, sondern Wächter in der Ferne aufstellen, daß sie mit klarem
Sinne Acht hätten, wenn etwa ein Weib sich nahe. Sie wußten ja nicht, daß dort
der Leib des Herrn versteckt lag. Daher traf es sich auch, daß dieselbe Hexe
den Ort betrat und unter den Mantel den Topf barg, was aber die anderen heimlich
sahen. Daher ward jene gefangen, gefoltert und gestand das Verbrechen, indem
sie sagte, der Leib des Herrn sei mit einer Kröte in dem Topfe dort verborgen
worden, damit sie aus diesem Pulver nach ihrem Gefallen den Menschen und Tieren
Schaden zufügen könnte. - Jakob Sprenger, Heinrich Institoris, Der
Hexenhammer. München 1985 (dtv klassik, zuerst 1487)