ontrollorganismus  Er ›gedachte er seiner Toten‹, wie der Volksmund sagt - wieder einmal nach so vielen andern Malen. ›Welch komischen Moment habe ich mir dazu ausgesucht!‹ sagte er sich.

Denn er fuhr mit seinem Tun im gleichen unterschütterlichen Rhythmus fort, genauso regelmäßig wie eine Schwarzwälder Uhr, als sei seinen Lenden ein Mechanismus eingebaut worden, der durch die Zahl der Stöße den Gang der Zeit maß, das Sichabnützen des Lebens und das Näherkommen des Todes, den er sich soeben ein wenig belustigt vergegenwärtigt hatte. Er dachte, daß diese Takte in gleichem Maß auch für das Mädchen Gültigkeit besäßen und daß das (wußte sie es?), was sie miteinander taten, die merkwürdige Eigenschaft besaß, die Zeit des einen auf die Zeit des andern auszurichten, in Nachahmung ihrer aufeinanderliegenden Körper, bis zu dem zweifellos noch fernen Augenblick, da jener Mechanismus innehalten oder da die Koinzidenz aufhören würde. Das änderte nicht das mindeste an der Tatsache, daß das Mädchen es ablehnte oder versäumte, an der Bewegung teilzunehmen, wenngleich sie sie in Kauf nahm und wohl oder übel die regelmäßigen Stöße des Kontrollorganismus empfand. Jean de Juni dachte, sie sei die Matrize der Zeit, die ihnen gemeinsam war, und daß er die Rolle des markierenden Stichels inne habe.  - André Pieyre de Mandiargues, Kindisches Treiben. In: A.P.M., Schwelende Glut. Frankfurt am Main 1995 (st 2466, Phantastische Bibliothek 323, zuerst 1959)

 

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