latteis Eine sehr steile Chaussee in den Vogesen; links und rechts Tannenwald. Dunkelgrün mit gelbgrünen jungen Trieben; zuweilen unterbrochen von leuchtenden Moosflecken und Frühlingsblumen. Die Chaussee selbst mit Glatteis überzogen. Von oben herab stößt ein eisiger Wind mir entgegen, und nur ganz ungewiß und unterbrochen spüre ich dem blühenden Wald zu beiden Seiten atemweiche Luft entströmen.
Ich bin gleich einigen anderen Soldaten an eine Leiterwagendeichsel gespannt und versuche mit äußerster Anstrengung, mehrere mit Stacheldraht beladene, zusammengekoppelte Fuhrwerke die Chaussee hinaufzuziehen. Vergeblich.
Immer wieder gleiten wir auf dem Glatteis aus. Es quält mich die Versuchung, statt der Anhöhe den seitlichen Frühlingswald zu gewinnen. Weg von dem Wagen! Doch sobald ich nur einen Schritt zur Seite setze, gibt mir eines der Pferde, die neben uns steigen, ohne Geschirr, ohne zu ziehen, als seien es überlegene Lebewesen, einen Schlag mit dem Schweif und schnaubt mich aus schwarzen Nüstern mit ekelhaft warmem Atem an. Immer schwerer und drückender wird unsre Last. Ich kann mich kaum mehr auf den schmerzenden Knieen halten, und die Angst erwacht in mir, die Wagen könnten zurückrollen und uns über das Eis weg mit ins Tal hinabschleifen. Meine Angst steigt mehr und mehr, gleichzeitig der Haß gegen die Pferde, die uns unbarmherzig antreiben. Jetzt kann ich es nicht mehr aushalten und drehe mich um, damit ich mich mit dem Rücken gegen die drohende Rückwärtsbewegung der Fuhrwerke stemme.
Doch kaum umgedreht, stehe ich frei, nackt und ganz allein auf der Anhöhe
oben und sehe einen Augenblick lang, wie die Wagen ins Tal hinunterrollen. Auf
ihnen liegt nun kein Stacheldraht mehr, sondern mit starr in die Luft ragenden
Beinen, tot, die Pferde, welche uns antrieben. Die mit mir Angeschirrten sind
gestürzt, ihre Körper zeichnen eine rote Bahn auf das Eis der abschüssigen Chaussee.
- Wieland Herzfelde, nach (
je
)
Glatteis (2) Einmal war Glatteis und Dad hatte
einen Schnapsrausch, da ist er die 1,3 Kilometer vom Dorf auf dem Bauch
heimgekrochen, weil er des Eises und des Rausches wegen nicht wagen
konnte, aufrecht zu gehen; er rühmt sich aber der Vernunft, der er noch
inne war, daß es am besten sei, wie er sich gesagt habe, auf dem Bauch
zu kriechen. Bei diesem Glatteis und deinem Zustand, habe er sich
gesagt, ist es am besten, du kriechst auf dem Bauch. Dazu hatte er
seinen feisten Nacken, den Kopf zu halten wie eine Schildkröte.
- (
acht
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