Geisterstunde (2) Als er mit dem unruhigen Kopfe und Herzen ins Bogenfenster trat, um zu sehen, ob er bald Mondschein für seinen Nachtgang habe; so sah er über den Markt einen schweren Leichenwagen
zwischen Fackeln ziehen, der einen Rittergutsbesitzer seiner
Familiengruft zufuhr; und der ungestörte Nachtwächter rief dem
schleichenden Toten den Anfang der Geister- und einer uns teuren
Geburtsstunde nach. Mußte nicht sein getroffnes Herz es ihm sagen, wie
der harte, feste, unauflösbare Tod mit seiner Gletscherluft so scharf
durch die warmen Szenen des Lebens rückt und alles, worüber er wegweht,
hinter sich starr lasset und schneeweiß? - Mußt' er nicht an die
erkaltete junge Schwester denken, deren Stimme jetzt seiner im Tartarus
wartete? - Und als Schoppe mit seiner Puppen-Travestierung zu ihm kam
und er ihm die Gasse zeigte und dieser sagte: »Bon! der Freund Hein
sitzt auf seinem Pürschwagen und guckt njhig herauf, als wolle der
Freund sagen: bon! tanzt nur zu, ich fahre retour und bring' euch audi
an Ort und Stelle«-wie mußt' es ihm so enge werden unter dem schwülen
Visier! - Jean Paul, Titan
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