ingerhakeln
Übrigens war es nicht das erste Mal, daß Lucho das passierte, doch immer war
er es gewesen, der den Anfang gemacht hatte, indem er sich mit der Hand so festhielt,
daß er wie aus Versehen die einer Blondine oder einer Rothaarigen streifte,
die ihm gut gefiel, wobei er sich das Geschaukel zunutze machte, wenn die Metro
in eine Kurve ging, und dann gab es dort eine Reaktion, ein kleiner Finger verhakte
sich einen Augenblick, vor einem ärgerlichen oder entrüsteten Gesicht, alles
hing von so vielen Dingen ab, manchmal ließ es sich gut an, klappte es, alles
Weitere ging dann so geschwind, wie die Stationen in den Fenstern des Wagens
auftauchten, doch an diesem Abend war es anders, Lucho war ganz durchfroren,
und er hatte das Haar voller Schnee gehabt, der auf dem Bahnsteig geschmolzen
war und ihm nun kalt unter das Halstuch tropfte, er war an der Station Rue du
Bac in die Metro gestiegen, ohne an etwas zu denken, ein Körper eingezwängt
zwischen vielen anderen, sich sehnend nach dem Ofen, dem Glas Cognac und der
Zeitung, bevor er anfinge, von halb acht bis neun, seine Deutschstunde zu nehmen,
das übliche,-außer diesem kleinen schwarzen Handschuh an der Haltestange, unter
so vielen Händen und Ellbogen und Mänteln ein kleiner schwarzer Handschuh, der
die Metallstange umfaßte, und er mit seinem feuchten braunen Handschuh, sich
ebenfalls an der Stange festhaltend, um nicht über die Frau mit den Paketen
und das weinende Kind zu fliegen, und plötzlich merkt er, wie ein ganz kleiner
Finger seinen Handschuh gleichsam hinaufreitet, und das kam aus einem Ärmel
aus ziemlich abgewetztem Kaninchenfell, die Mulattin sah sehr jung aus und blickte
wie abwesend auf den Boden, ein Wanken mehr bei dem Wanken so vieler gedrängt
stehender Körper; Lucho empfand das als eine eher vergnügliche Abweichung von
der Regel, er lockerte seine Hand, ohne auf das Spiel einzugehen, vermutete,
das Mädchen sei zerstreut, sei sich dieses leichten Herumreitens auf dem nassen,
ruhigen Pferd nicht bewußt. - Julio Cortázar, Der Hals eines schwarzen Kätzchens. In: J. C. , Beleuchtungswechsel. Ertählungen Bd. 3. Frankfurt am
Main 1998
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