euerwehrmann  »Damals, in der guten alten Zeit, war die Feuerwehr noch eine ulkige Angelegenheit. Ich weiß noch, daß eines Morgens ein Mann zu uns kam, der mit betrübter Miene auf einem Strohhalm kaute. Er erklärte, er hätte einen Herd gekauft, könnte ihn aber nicht nach Hause schaffen, weil er kein Pferd hätte. Unser Chef erwiderte freundlich: ›Sie können unser Tenderpferd für den Nachmittag haben, wenn Ihnen damit geholfen ist!‹«

Er lehnt sich zurück, lacht auf seine fröhliche keltische Weise und zieht an seinem Schnauzbart. »Und in der damaligen Zeit«, sagt er, »kriegten wir keine lobenden Erwähnungen, wenn wir jemand das Leben gerettet hatten. Nicht daß wir darauf ausgewesen wären, doch heute können wir gar nicht ausrechnen, wieviele Leben wir genau gerettet haben, wegen der fehlenden Aktennotiz. Ich persönlich habe nur ein Leben gerettet, nur zwei Narben davongetragen, und ich bin im Großen und Ganzen mit der Menschheit zufrieden, vorausgesetzt, man räumt ihr nicht zuviel Freiheit ein.

Vor allem bin ich mit mir selbst zufrieden. Ich habe mich immer bemüht, meine Pflicht zu tun, und ich bin niemals gemeldet worden. Das ist schon eine Personalakte, die sich sehen lassen kann. Ich hoffe, die haben im Himmel oben in diesem Sinne ein paar Notizen gemacht.

Ehe das elektrische Alarmsystem aufkam, hatten wir immer Aussichtstürme, von denen wir nach Bränden Ausschau hielten. Auf die Weise haben wir erst dann mitgekriegt, daß ein Haus in Brand stand, wenn die Flammen durchs Dach schlugen. Das mag zwar eindrucksvoll ausgesehen haben und hat dem Ganzen Wärme und Farbe verliehen, für die Bewohner des Hauses war es jedoch nicht eben gemütlich. Doch die Zeiten haben sich geändert und damit auch die Verhältnisse. Heute kriegt einer eine Belobigung dafür, daß er ein Pferd am Wegtrotten hindert, und wenn einer ein Menschenleben rettet, dann kriegt er einen solchen Berg von Orden, daß er sie in einem Wäschekorb nach Hause schaffen muß.

Ich habe die Menschen in der Helligkeit, die die Flammen so mit sich bringen, ein bißchen studiert, und einer kann sagen, was er will, aber Frauen sind bei Bränden nun einmal weniger mutig als Männer. Frauen haben von Natur aus nicht soviel Widerstandskraft, und sie schmilzt dahin wie Speck, wenn ein Feuer ihnen die Kreideporträts von der Wohnzimmerwand zu lecken beginnt.

In meinen Anfängen habe ich mich durch die ganze Abteilung gedient, Feuer hat mich immer schon angezogen wie einen kleinen Jungen, und ich habe sechs Jahre als freiwilliger Feuerwehrmann ohne Bezahlung gedient - das scheint mir doch eine ganz schöne Leistung.«  - Djuna Barnes, New York. Berlin 1987 (zuerst 1913)

Feuerwehrmann (2)  Die Feuerwehrmänner kommen angebraust wie Bratheringe, und dann stehen sie da mit geschulterter Waffe und wissen nicht mehr, wo der Lauf ihres Gewehrs ist, stopfen sich Patronen in die Nase, ziehen die Concièrge an den Ohren, fressen dem Papagei seine Körner weg, setzen im Panzerschrank des Chefs Blutegel aus, verspeisen fritierte Mücken und ziehen den Teufel am Schwanz, um sich auf diese Weise schnell und ohne große Kosten zu ihrer Großmutter befördern zu lassen. Die arme alte Frau ist nur noch Haut und Knochen. Hin und wieder verkauft sie ein Stück ihrer Haut, um daraus eine Trommel machen zu lassen, die sie dann einem ihrer Enkelkinder zum Geburtstag schickt. Das ist ziemlich rührend, aber auch ein bißchen dumm, denn wenn sie einmal bis aufs Skelett abgemagert ist, bleibt ihr keine andere Möglichkeit mehr, als in Häusern zu wohnen, in denen es spukt, weil ihr Hauseigentümer das Klappern von Gebeinen draußen auf der Treppe, die schon sehr wurmstichig ist, nicht ausstehen kann. - (per)
 
 

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