eenmärchen
Ich habe stets Widerwillen gegen schwangere Frauen gehabt, Furcht
vor der Niederkunft und offenen Ekel vor Neugeborenen. Diese Empfindungen scheine
ich schon seit meiner frühesten Kindheit gekannt zu haben, und ich bin nicht
sicher, ob eine Floskel wie das »Sie waren sehr glücklich und bekamen viele
Kinder« der Feenmärchen mich nicht frühzeitig zum Lächeln gebracht hat. Als
meine Schwester mit einem Mädchen niederkam, war ich ungefährt neun Jahre alt;
mir wurde buchstäblich übel, als ich das Kind sah, mit seinem spitzen Schädel,
seinen besudelten Windeln und seinem Nabelstrang, der
mir den Ausruf entlockte: »Sie spuckt ja aus dem Bauch!« Vor allem konnte ich
nicht ertragen, nicht mehr der Jüngste zu sein, der, den man in der Familie
»le petit dernier« - den kleinen Letzten - nannte. Ich begriff, daß ich nicht
mehr die letzte Generation repräsentierte; ich hatte das Erlebnis des Altwerdens;
ich verspürte eine große Traurigkeit und ein Unbehagen — einen Angstzustand,
der sich seither nur gesteigert hat. - (
leiris3
)
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