eterminismus, magischer Unterscheidet sich nicht das magische Denken, diese »gigantische Variation über das Thema des Kausalitätsprinzips«, wie Hubert und Mauss sagten, von der Wissenschaft weniger durch die Unkenntnis oder die Geringschätzung des Determinismus als vielmehr durch einen weit gebieterischeren und anspruchsvolleren Anspruch auf Determinismus, welchen die Wissenschaft höchstens unvernünftig und übereilt nennen kann?
Als System einer Naturphilosophie gesehen, enthält sie (witchcraft) eine Theorie der Ursachen: das Unglück entsteht aus der Zauberei, die mit den Naturkräften zusammenarbeitet. Daß ein Mann von einem Büffel auf die Hörner genommen wird, daß ein Dachspeicher, dessen Unterbau die Termiten zerfressen haben, ihm auf den Kopf fällt, oder daß er eine Gehirnhautentzündung bekommt, werden die Azande damit erklären, daß der Büffel, der Speicher oder die Krankheit Ursachen sind, die sich mit der Zauberei verbünden, um den Mann zu töten. Für den Büffel, den Speicher und die Krankheit ist die Zauberei nicht verantwortlich zu machen, denn sie existieren an sich; verantwortlidi ist sie aber für den besonderen Umstand, der jene in zerstörerische Beziehung zu einem Individuum bringt. Der Speicher wäre auf alle Fälle zusammengestürzt, aber wegen der Zauberei ist er in einem bestimmten Augenblick eingefallen, als ein bestimmtes Individuum sich unter ihm ausruhte. Unter all diesen Ursachen läßt allein die Zauberei eine korrigierende Einmischung zu, da nur sie von einer Person ausgeht. Gegen den Büffel und den Speicher kann man nichts tun. Obwohl sie gleichfalls als Ursachen anerkannt werden, sind sie auf der Ebene der sozialen Beziehungen nicht bedeutsam. (Evans-Pritchard)
Zwischen Magie und Wissenschaft
bestünde unter diesem Gesichtspunkt der wesentliche Unterschied darin, daß die
eine einen globalen und integralen Determinismus voraussetzt, während die andere
so vorgeht, daß sie Stufen unterscheidet, von denen nur einige gewisse Formen
des Determinismus zulassen, die auf anderen Stufen nicht anwendbar sind. Aber
könnte man nicht noch weiter gehen und die Strenge und Präzision, die das magische
Denken und die rituellen Praktiken aufweisen, als den Ausdruck einer unbewußten
Ahnung von der Wahrheit des Determinismus betrachten, der die Seinsweise
der wissenschaftlichen Phänomene wäre, derart, daß der Determinismus im Ganzen
vermutet und manipuliert würde, noch bevor man ihn erkennt und respektiert?
Die Riten und die magischen Glaubensinhalte erschienen dann als Ausdrucksformen
eines Glaubens an eine künftige Wissenschaft. - Claude Lévi-Strauss, Das wilde Denken. Frankfurt am
Main 1991 (zuerst 1962)
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