ankräuber
Ich hab als Fahrer für meinen Onkel Cully
angefangen, als ich achtzehn war, gleich nach der
High School. Cully und ein Typ, der oft mit ihm gearbeitet hat, die sind in
eine Bank in Slidell rein, drüben, Richtung Mississippi. Der Typ springt über
den Tresen, um zum Kassierer zu kommen, und bricht sich das Bein. Sie haben
uns alle drei geschnappt. Ich hab zweiundzwanzig Monate gesessen und gelernt,
wie man um sein Leben kämpft. Cully saß siebenundzwanzig Jahre, bis er rauskam,
und ist kurz danach im Charity Hospital gestorben, weil er, glaube ich, all
die guten Zeiten aufholen wollte, die er verpaßt hat. Nach meiner zweiten Verhaftung
habe ich sieben Jahre gesessen, das war in Lompoc. Ich meine nicht da, wo ein
paar von Nixons Leuten gebrummt haben, Haldeman und so. Das war Lompoc FPC,
was man früher Club Fed nannte. Ohne Zaun, ohne Typen mit Messern
oder Rasierklingen im Zahnbürstengriff. Das Schlimmste,
was einem da passieren konnte, war, daß irgendwer einem seinen Tennisschläger
über den Schädel schlug.
- Elmore Leonard, Zuckerschnute. München 1998
(zuerst 1996)
Bankräuber (2) Ich weiß von einem Mann - seine Frau hat ihn unterdrückt, wollte ihn nicht mit den Jungs losziehen lassen, wollte ihm kein Geld geben - er hat getrunken. Also hat er eine Bank ausgeraubt, um es ihr heimzuzahlen, eine Bank, in der man ihn kannte und er sicher sein konnte, daß er geschnappt wurde. Die Frau war gedemütigt, und er war glücklich. Vierundfünzig Monate hat er abgesessen, kam raus, hat sich mit seiner Frau versöhnt und dieselbe Bank wieder überfallen. Ein anderer geht in eine Bank mit einer Flasche in der Hand und behauptet, darin wäre Nitroglyzerin. Er bekommt etwas Geld von einem der Kassierer, und auf dem Weg nach draußen fällt ihm die Flasche aus der Hand. Sie platzt auf den Fliesen, er rutscht auf dem Zeug aus, stößt sich den Kopf, und schon haben sie ihn. Das Nitro war Rapsöl. Ich kenn mehr verstörte Bankräuber als solche, die wissen, was sie tun. Ich bezweifle, daß auch nur einer von zehn eine Farbpatrone erkennt, wenn er sie sieht. Typen wie - erinnerst du dich an den Film, in dem Woody Allen eine Bank überfällt?«
»Woody - der Unglücksrabe.«
»Er reicht der Kassiererin den Zettel, die sieht ihn an und sagt: ›Sie haben
eine Waffel? Was für eine Waffel?‹ Das ist normal, denn die meisten Bankräuber
sind Vollidioten. Hast du mal die Spitznamen gehört, die manche von denen kriegen?
Der Achselschweiß-Räuber, der Dicke-Backen-Bandit, der Murmler, die Dick-und-Doof-Bande?
Einen nennen sie Mr. Bügelfalte. Ein anderer, der Scheich, trägt etwas, das
wie ein Turban aussieht. Der Hüpfer? Der ist immer grundlos über den Tresen
gesprungen.« - Elmore Leonard, Zuckerschnute. München 1998
(zuerst 1996)
Bankräuber (3) Wir trafen
einige andere Schränker und Vertrauensleute. Ich
hörte eine Menge Berufsklatsch. Es gab einige unter ihnen, die sagten mir, daß
Monte der beste Bankknacker wäre, daß er geschickter und tüchtiger sei als George
Leonidas Leslie, den die Zeitungen den König der Bankräuber nannten. Leslie
selbst nannte sich so und war sehr stolz auf diesen Titel. Soviel ich mich erinnere,
wurde er 1884 ermordet, als er gerade auf einer Frau lag. - Nell Kimball, Madame
- Meine Mädchen, meine Häuser. Hg. Stephen Longstreet. Frankfurt am Main, Wien und
Berlin 1982 (entst. ca. 1917-1932)
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